Natur & Spiritualität Die Liederoase
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Spiritualität und Religion

 

 

 

Bäume brauchen keine Spiritualität, Tiere auch nicht. Das ganze Universum pulst und ist in Bewegung, es tönt und leuchtet, es schwingt - aber es ist nicht fromm. Es hat kein höheres Gegenüber - es ist, es wird, es entfaltet sich und schließt sich vielleicht auch wieder wie eine Blüte am Abend. Der Mensch ist das einzige Wesen, das Spiritualität und Religion lebt.

 

Warum? Weil er sich als geistiges Wesen entwickelt hat und in der Not Wege gefunden hat, seinen Geist als Kraft einzusetzen. Er kann dies magisch tun, er kann es auch tun, um zu heilen, sich weiterzuentwickeln und bewusster zu leben. 

 

Wir sind heute in der außergewöhnlichen Situation, dass uns vieles offen steht: schamanische Wege, meditative Praktiken, Religionen, die Weisheit der Völker. In unserer globalisierten Welt stehen die Türen überall weit offen. Diese Chance sollten wir nutzen.

 

 

 

Wie wäre es,

wenn Herzlichkeit unsere Religion wäre,

Stille unser Tempel,

das tägliche Leben unsere Übung,

die Erde unsere Heimat,

die Wälder unsere Kirchen,

die Flüsse, Seen und Meere das heilige Wasser,

unsere Beziehungen Übungsfeld unserer Achtsamkeit,

das Leben unser Lehrer,

die Weisheit unser Wissen,

die Liebe Mitte unseres Lebens?

 

(nach Ganga White)

 

 

 

 

 

 

Wir nennen uns ...

 

 

Wir nennen uns Buddhisten

und sind noch nicht erwacht

 

Wir nennen uns Muslime,

die Frieden nie gemacht

 

Wir nennen uns gern Christen

und sind kein Licht der Welt

 

Wir wären gerne Menschen,

doch knien vor Macht und Geld

 

Wir suchen alte Stätten,

doch haben wenig Zeit

 

Wir geh'n in die Natur,

und unser Geist, der eilt

 

Kein Buddha wird uns helfen,

kein Jesus und kein Gott,

 

wenn wir nicht Schritte wagen,

verlassen uns'ren Trott

 

 

   

Noch nie

 

 

Noch nie hat es so gut geschmeckt,
im Augenblick war es erfüllt:
der Apfel hat mich aufgeweckt,
das Paradies mir heut‘ enthüllt

 

© Roman Samokhin/Fotolia

 

 

Was für ein Baum! Was für ein Wesen!
Du stehst hier viele hundert Jahr’
Für den Moment bin ich genesen,
als ich in Ehrfurcht bei dir war

 

 

 

 

 

Noch nie hab ich ihn so gehört,
noch nie hat er mich so berührt
Der Vogel sang so ungestört
und hat mich lange noch entführt

 

 

 

Nachtigall wal_172619 - Pixabay

 

Noch nie hatt’ ich dich je geseh’n,
war unterwegs mal ohne Ziel,
da war’s im Augen-blick gescheh’n
Mein Herz hielt lange nicht mehr still

 

Es war noch nie so still in mir,
so friedvoll und so ganz bereit
Die Stürme haben sich gelegt,
das Meer war sanft, unendlich weit

 

 

 

 


The Way

 

 

Wherever you will go
Whatever you will know
Whatever you will gain
Whatever you will complain

Whatever you will see
Wherever you will be
Whoever you will meet -
The way is always under your feet

 

 

 

 

Impulse

 

Setz dich wieder auf den Boden
Schwimm in einem kleinen See
Schau zur Nacht die Sterne droben
Sieh des Tags, was in der Näh'

Streife wieder durch die Wälder
Steig auf einen kleinen Berg
Gehe über leere Felder
Mut dir zu ein kleines Werk

Bete wieder wie die Alten
Bitt' den Ahn', die Himmelswelt,
dass das Beste wir entfalten
und das Dunkel sich erhellt

 

 

 

 


Die Macht des Mythos

 


Ein Mär-chen, das mag jeder hören,
doch eine Mär, die kann auch stören
'Vom Himmel hoch' kam eine her,
gesungen leicht - doch mächtig schwer

 

bedrückte sie die Menschheit eben:
sie würde schlecht und sündig leben
mit falschen Göttern, falschem Glauben
Ein jeder würde lügen, rauben

 

Nur dieser Gott, der könnte retten
und sie befreien von den Ketten,
mit blut’gem Opfer, wie man hört -
das hat so manches uns beschert:

 

Die Liebe wurd' als Weg erkannt,
der Rachegeist, der wurd gebannt
Doch mit Gewalt wollt' man zum Friede,
verging sich am Gebot der Liebe

 

Das Christuslicht will weiter scheinen,
kann heilen und auch klar verneinen,
kann Brücken bauen und vergeben,
uns helfen, selbst im Licht zu leben


'Mär' war im Mittelhochdeutschen die Erzählung, Kunde: 'das war aber eine erbauliche Mär!' Das Mär-chen ist seine Verkleinerungsform: die kleine Geschichte, die kleine Kunde. Beides kann wertgeschätzt gemeint sein - oder kritisch: 'das war ein märchenhafter Tag!' - 'Erzähl mir keine Märchen!'

 

 

 

Spiritualität hat ihren Ort und ihre Zeit. So ist es für das innere Wachstum durchaus ratsam, auch andere Orte aufzusuchen, um neue und andere Erfahrungen zu machen. Manche reisen ins Gelobte Land, andere nach Indien, wieder andere suchen die unberührten Landschaften Skandinaviens oder Kanadas. Auch Bali ist eine Insel, die eine besondere spirituelle Tradition hat.

 

 

 

 

 

Gebet

 
 
 

Ich hab ein kleines Weltenhaus
mit Räucherwerk und Kerzen
Da leg ich meine Bitten rein,
den Dank und auch die Schmerzen

 

Die kleinen Zettel mehren sich
in sehr bewegten Zeiten
Doch Pflanzen grünen immer dort
bei allen Schwierigkeiten

 

Das Haus ist offen, steht bei mir
am stillen Ort der Kräfte
Die Gottheit, sie wohnt überall
und feine hohe Mächte

 

 

 

 

Ein nach altchinesischem Vorbild getöpfertes Mondhaus mit dem Seelenvogel auf dem Dach (H.C. Heim)

 

 

 

 

 

 

 

 

Magie - oder das Wirken im Geist

 

 

 

'Das ist ein magischer Ort!' 'Sie zog ihn magisch an' - wir gebrauchen das Wort heute ganz gern wieder, aber verstehen noch nicht ganz, was es eigentlich meint.

 

Magie ist eine Fähigkeit, die wir ansatzweise alle haben: geistig zu handeln und dadurch etwas zu erreichen. Das macht der Handwerker, der Techniker, der Künstler, der Sportler - das geschieht auch im Alltag. Wir denken etwas - und setzen es um. 

 

Die Magie im engeren Sinn läßt die Hände weg: man sagt sich auf dem Krankenbett: ich w e r d' wieder gesund! - und glaubt daran. Man sagt einem niedergedrückten Mitmenschen: 'D u schaffst das!' - und gibt ihm einen Vertrauensvorschuss. Die Erfahrung zeigt, dass der Geist auch so wirken kann. Wenn Jesus sagt, dass der Glaube Berge versetzen kann, dann ist eben das gemeint: dein Geist, wenn er all seine Kraft auf den Punkt gesammelt hat, so klein und konzentriert ist wie ein Senfkorn, kann Dinge bewirken, die keiner für möglich hält. Dass das geht, hat er selbst seinen Schülern und Mitmenschen gezeigt. Aber sie ist natürlich ein Weg - und ein Bewusstwerden. Wir hatten als Kinder alle diese 'magische Phase', die uns aber auch gezeigt hat, dass ein Auto einfach weiterfährt, selbst wenn wir noch so stark daran denken, dass es stehen bleiben soll.

 

'Magie' ist nichts Böses, man hat sie verteufelt, weil man nicht mehr erkannt hat, was sie ist. Sie ist das Wirken des Geistes. Es kann zum Guten eingesetzt werden, aber auch zum Bösen. Auch Tyrannen glauben an sich, auch Liebeszauber kann u.U. einen Menschen von sich abbringen, auch Schadzauber ist nicht immer unwirksam - je nachdem.

 


In alter Zeit, als man noch keine hochentwickelte Technik, keine Krankenhäuser und vieles andere hatte, wusste man oft nichts anderes als das bittende Gebet oder eine magische Formel. Auch - und besonders - die Kriege wurden bis in unsere Zeit auch mit Hilfe religiöser und magischer Kräfte geführt (s. z.B. 2. Könige 6). So sind uns aus dem 9. Jahrhundert in einer christlichen Handschrift zwei alte vorchristliche Texte in althochdeutscher Sprache überliefert. Sie gelten nicht der Vernichtung des Feindes, sondern der Befreiung von (Kriegs-) Gefangenen und der Heilung des gebrochenen Fußes eines Pferdes.

 

Der erste sog. ‚Merseburger Zauberspruch‘ ist sprachlich sehr eindrücklich und wendet sich an die ‚Idisen‘, an hohe weibliche Geistwesen. Damit könnten Odins Disen gemeint sein, die sowohl im Krieg halfen (als ‚Walküren‘) als auch die Schicksalsfäden webten (Nornen).



Eiris sâzun idisi, sâzun hêra duoder.
Einst setzten sich die Idisen, setzten sich hierhin, dorthin

Suma hapt heptidum,
Einige bannten Feinde (hefteten Haft),

suma heri lezidun,
einige hemmten das (feindliche) Heer

suma clûbôdun umbi cuoniouuidi
Einige klaubten an den Fesseln (der Gefangenen)

Insprinc haptbandum, inuar uîgandun!
(Jetzt:) Entspringe den Haftbanden, entfliehe den Feinden!

 

 

Wenn man so einen Text heute vertont und singt - wie hier in einer Vertonung des Textes durch die Gruppe Ougenweide aus dem Jahr 1970 - , wird man vielleicht einen anderen Kampf im Sinne haben und andere Arten von Gefangenschaft, die     u n s heute hemmen.

 

 

 

Buchtipp

 

 

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© Jürgen Wagner