Natur & Spiritualität Die Liederoase
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Tod und Auferstehung/Wiedergeburt

 

 

Man sah das Leben einmal als einen Faden, der auf kunstvolle Weise gesponnen wird – und irgendwann dann auch ans Ende kommt. Er liegt, so stelle man sich vor, in der Hand von drei Frauen. Die erste Frau sitzt an der Spindel und spinnt den Faden, die zweite schaut nach der Länge und Qualität, die dritte schneidet ihn zuletzt ab. Diese drei nannte man die Moiren (Parzen).

 

 

 

     3 Parzen - Wikimedia Commons

 

 

Im Christentum gibt es das männliche Äquivalent: der Vatergott, der uns erschuf, der Sohn, der uns erlöst und der Geist, der uns führt und heimbringt.  Ob wir die hingebungsvolle Arbeit von drei Frauen betrachten oder das schaffende Zusammenwirken von Vater, Sohn und Geist: es ist ein Anfang, eine Entwicklung und ein Ende, das unser Leben ausmacht. Und die Hoffnung, dass der Faden noch einmal aufgenommen wird.

 

 

 

 

DIE WEIBLICHE PERSPEKTIVE

 

 

Tod und Wiedergeburt

- eine Erinnerung an Frau Holle

 
 

Wenn das letzte Lied verklungen,
wenn das schöne Glas zersprungen,
wenn die Stunde hat geschlagen,
wenn's uns geht an jenen Kragen,

 

wenn die Lampe ist erloschen,
wenn die Vase jäh zerbrochen,
wenn der Baum ist mal gefallen,
wenn’s uns geht, wie vor uns allen,

 

geht’s durch jenen alten Brunnen,
in den keiner gern gesprungen
bis auf eine grüne Wiese
in die Welt, die nicht mehr diese,

 

geht's den Weg, der vorgezeichnet,
der schon lange Zeit bereitet,
in das Haus der großen Alten,
wo Naturgesetze walten,

 

dort für eine Zeit zu ruh'n,

und auch etwas mit zu tun -

spür'n die Sehnsucht dann auch wieder,
heimzukehr'n, hernieder,

 

gehen durch das güld'ne Tor
und vergessen, was zuvor

Werden noch mal neu geboren
und vielleicht in Lieb' erkoren,

 

dürfen wieder neu beginnen
und das Lied von neuem singen
Und die Blume mag erblühen
und die Glut von neuem glühen

 

Auf dem Tisch die neue Vase,
in dem Schrank das neue Glase
Bäumchen wächst heran beizeiten -
Die große Mutter wird es leiten

 

 

 

Tod und Wiedergeburt - Frau Holle - Sprecher: Max Berghaus, Musik: JW
Frau Holle.mp3
MP3-Audiodatei [2.8 MB]

 

 

Die Ursprünge der Baba Yaga sind nicht ganz geklärt: sie kann auf eine slawische Göttin des Totenreiches zurückgehen oder auch auf die im ganzen Slawentum bekannte Waldfrau, die aber meistens jung war. Wie alle mythische Frauengestalten rutschte sie nach der Christianisierung ganz in den Schatten einer 'bösen', ja menschenfressenden Hexe ab. Hinweise, dass die drei Reiter Morgendämmerung, Morgenrot und Abend zu ihr gehören, weisen aber doch darauf hin, dass sie mit den Kräften der Natur direkt verbunden ist und sowohl schenken als auch nehmen kann. Wer aufrechten Herzens und freien Mutes zu ihr kam, den hat sie nie abgewiesen, wer aber zögerlich und ängstlich war, den konnte sie verschlingen.

 

 

 

 
 
 
 
DURCHBRUCH
 
Wenn's piept und pickt,
wenn's hackt und schafft,
wenn knackt und bricht,
ist's fast vollbracht
 
 
 

 

 

 

 

Die männliche Perspektive

 

 

OSTERN

 

Im Osten kündet

das Himmelsfeuer

 einen neuen Tag

 

 

Im Namen 'Ostern' klingt der 'Osten' an, die Himmelsrichtund des Sonnenaufgangs. Vermutlich stand eine Göttin hier Pate, die den Frühling personifizierte: Eostre (vgl. die griechische Eos oder die römische Aurora)

 
 

 

 

DER UMGANG MIT STERBEN UND TRAUER

 

All done

 

The can is empty
Tomorrow the sky
will water the garden
 
 
 
 

 

 

 

 

Suizid? - Der Glasbläser

 

Er blies meist Gläser, auch mal Flaschen

für's Kinderspiel so kleine Sachen

Ein Meister war er seiner Kunst

Doch dann war all sein Werk umsonst

 

Sein Graf, der sperrte ihm die Wälder

Sein Ofen wurde immer kälter

Das Feuerholz, das ging ihm aus

und bitterkalt wurd's in dem Haus

 

Er konnt' fortan nichts mehr verdienen

Voll Kummer war'n im Haus die Mienen

Die Frau wurd' langsam stumm und matt

und die Kinder nicht mehr satt

 

Er wusste sich nicht mehr zu raten

Er nahm den Strick und einen Spaten

ging still in seinen nahen Wald

Doch da stand eine Feegestalt

 

"Was willst Du Hand nun an Dich legen?

Zu kostbar ist doch unser Leben!"

Sie wies ihn hin auf einen Stein

"Schau lieber dort und grab' hinein!

 

Dort lagert Brennstoff: das in Mengen

den kannst Du nutzen und verbrennen"

Die Elbin sprach es und verschwand

Er grub danach und was er fand

 

war alles, was sie hat versprochen

Und in nur drei, vier wen'gen Wochen

da war er wieder auf der Höh'

Und seiner Frau tat nichts mehr weh

 

Die Kinder hatten was zu essen

Die Not war beinah' schon vergessen

Der Ofen bullerte enorm

Das Glas nahm glutrot seine Form

 

Noch schöner leuchteten die Gläser

Der Graf sah sie, fand sie noch besser

Er kaufte fortan bei ihm ein

und trank daraus den guten Wein

 

 

 

Nach der Sage vom Glasmacher Heinrich Kunkel aus Wickenrode. Sie  erzählt von der wundersamen Entdeckung der Braunkohle, die er in einer verzweifelten Lage fand. Ein Dachs hatte sie wohl nach oben befördert. Man dankte es dem Gott, hier der Holle, die auch als Baumfee erscheinen konnte.

 

 

 

Frau Perchta mit der Kinderschar

 

 

Der Tränenkrug

 

Das liebe Kind war ihr gestorben
Die Mutter kam nicht mehr zur Ruh
Sie hatte schon den Mann verloren
und nun ihr einzig Kind dazu

 

Die Tränen war’n ihr ausgegangen
Der Schmerz, er wollte nicht mehr geh’n
In tiefer Nacht ging sie ins Freie
Der Mond, der konnte sie versteh‘n

 

Die Schönheit des verschneiten Landes
Sie konnte sie nicht einmal seh’n
Doch plötzlich sangen da ganz leise
viel Kinderstimmen wunderschön

 

Frau Perchta war’s mit ihren Heimchen
Sie strebten grad dem Walde zu
Das letzte Kind konnt‘ kaum noch gehen
Es schleppte einen schweren Krug

 

Sie half ihm vor der großen Hecke
Erkannte jäh ihr eigen Kind
Es schleppte ihre ganzen Tränen
Mit nassem Hemd sprach's noch geschwind:

 

‚Ach liebe Mutter, lass mich gehen!
Die Große Mutter hat viel Raum!‘ -
Sie küsste es noch unter Tränen
Und half ihm über jenen Zaun

 

 

 

Nach einem deutschen Volksmärchen zu Frau Perchta, einer Parallelgestalt zur Frau Holle, die in Süddeutschland und Österreich verbreitet war und mit den Seelen der verstorbenen Kinder unterwegs war.

 

 

 

             Frau Holles Apfelgarten

 

In dem Garten der Frau Holle

standen alle Apfelbäume kahl
Niemand konnte etwas machen,
es war ein Jammer, eine Qual!

 

Drunten wohnte eine Alte,
d e r geriet ihr Garten wohl
Jeder sah und jeder staunte
über Blumen, Sträucher, Kohl

 

Holle rief zu sich den Liebsten.
Junker Tod ritt schnell hinab,
klopfte an der Tür der Alten
"Gute Frau, ich hol dich ab!"

 

"Ich hab nur noch eine Bitte,
die doch freundlich mir gewähr:
lass uns Karten spielen! Der Verlierer
darf entscheiden nach Begehr!"

 

Sie war deutlich überlegen,
wie es immer klarer schien,
spielte oftmals mit den Knechten
und - gewann die drei Partien

 

Junker Tod, der musste passen,
ritt beschämt zur FRAU zurück
Diese zürnte ihm erheblich,
da probierte er noch mal sein Glück,

 

ritt in den geweihten Nächten
hin zur Alten, bot ihr an: 
"Sollst die Himmelsgärten pflegen,
doch wenn nicht, dann ist der Plan:

 

ich bring dich unversehrt zurück,
du kannst dein Leben weiterführ'n
So du willst, kannst du auch bleiben
und dich drüben verlustier'n!"

 

Sprach sie: "ja, ich will dir folgen!",
kam ans Tor und sah hinein,
sprang als hübsches junges Mädchen
frohen Herzens in den Hain

 

 

Nach einem Märchen, überliefert durch S. Früh

 

 

 

 

DAS ERSTE EPOS DER WELTLITERATUR

 

 

 

Gilgamesch –

der die Unsterblichkeit suchte

und das Leben fand

 

 

 

Das GILGAMESCH-EPOS gilt als die erste und älteste große erzählende Dichtung der Weltliteratur. Sie kommt aus Mesopotamien. Sie ist etwa 4000 Jahre alt und berichtet vom Leben des legendären Königs von Uruk, Gilgamesch, den es historisch wohl gegeben hat. Es beinhaltet eine starke Freundschaft, weissagende Träume, eine Jenseitsreise zum babylonischen Noah, der als einziger die Sintflut überlebte, das Kraut der Unsterblichkeit, den Waldgeist des Libanon, eine verliebte Göttin, eine Tempeldienerin, die einen Wildmenschen zähmt u.a. m.

‚Verglichen mit den Reiseerlebnissen des Gilgamesch seien die Irrfahrten des Odysseus „Clubschiff Aida“‘ (Nicole Leurpendeur). Teile der Bibel fußen auf ihm, einige Motive finden wir im Homer wieder. Es wurden in den letzten Jahren neue Textteile gefunden, so dass mit nunmehr 2/3 des alten Textbestandes jetzt eine durchgehende Handlung rekonstruierbar ist. Hier eine eigene, überschaubare und gekürzte Erzählfassung.


 

 

Es war zu der Zeit, als die Götter noch mit den Menschen verkehrten. Da gebar die Göttin Ninsunna einen Sohn und gab ihm den Namen Gilgamesch. Sein Vater war ein König und auch der Sohn wurde schon früh Herrscher über die prächtige Stadt Uruk im Zweistromland. Mehr Gott als Mensch herrschte er so selbstsüchtig und willkürlich, dass die Menschen verzweifelt die Götter anriefen. Die schufen einen wilden Kerl mit Namen Enkidu, auf dass er mit ihm kämpfe und ihm die Grenzen aufzeige. Eine Tempeldienerin kleidete ihn und weihte ihn ein in die Liebe und in die Bräuche der Menschen.


 

Als Enkidu Gilgamesch trifft und ihn zum Kampf herausfordert, sind beide gleich stark. Sie schauen sich an, einer lobt den anderen - sie bekommen Tränen in die Augen und umarmen sich. So werden sie Freunde. Sie beschliessen, miteinander ein Abenteuer zu unternehmen, nämlich die herrlichen Zedern aus dem Libanon in die Stadt zu bringen, damit man etwas bauen kann. Das ist nicht so einfach, denn der Wald wird von einem furchtbaren Geist bewacht, den noch keiner besiegt hat. Der Sonnengott Schamasch, der die beiden Gefährten unter seinen Schutz genommen hatte, verspricht zu helfen. So lassen sie sich Beile und Schwerter anfertigen und ziehen in den Libanon. Als sie auf den Waldwächter treffen, wird es ein schwerer Kampf, aber sie töten ihn, fällen seine Zedern und bringen sie auf dem Fluss heimwärts.


 

Als Gilgamesch wieder in Uruk ist und ein Bad nimmt, erblickt die Göttin der Stadt den schönen und großgewachsenen Helden. Ischtar macht ihm ein Liebes- und Heiratsangebot, aber er lehnt schroff ab. Er fordert sie auf, doch auf den Straßen der Stadt nach einem Mann zu suchen, wenn sie dessen bedürftig ist. Tief gekränkt und weinend geht Ischtar zum Göttervater und drängt ihn, ihr den Himmelsstier zu geben, um Gilgamesch zu töten. Der Göttervater will so weit nicht gehen, aber sie droht, den Erdboden zu spalten und die Totengeister heraufzuholen und über die Lebenden zu bringen, wenn er ihr diesen Wunsch nicht erfüllt. Wider Willen lässt er sich darauf ein und sie führt den Stier an der Leine hinab nach Uruk. Aber Enkidu und Gilgamesch töten den Stier gemeinsam, als er in die Stadt kommt. Da verflucht Ischtar Gilgamesch, doch die Freunde feiern mit einem Festgelage ihren Sieg. Der Fluch jedoch sollte bald zu wirken beginnen.


 

Den Göttern war es nun aber doch zu viel, dass die beiden erst mal aus Abenteuerlust den Waldwächter umbrachten und dann auch noch den geflügelten Himmelsstier erledigten. So schicken sie Enkidu eine Krankheit, an der er stirbt. Gilgamesch kann den Tod seines Freundes gar nicht fassen und irrt vor Trauer und Angst in der Steppe umher. Er begreift zum ersten Mal, dass auch er selbst sterblich ist. Er bestattet seinen Freund feierlich und verlässt zum zweiten Mal die ihm anvertraute Stadt Uruk. Er will zu Uta-napischti, der als einziger mit seiner Familie die Sintflut überlebt hat und von den Göttern in die Unsterblichkeit aufgenommen wurde. Von ihm will er erfahren, wie auch er selbst in den Genuss des ewigen Lebens kommen kann.


 

Als Gilgamesch im östlichen Gebirge auf Löwen trifft, die ihm den Weg versperren, erwacht seine Kampfbereitschaft aufs neue. Er erlegt die Raubtiere. So kommt er endlich zum Zwillingsberg, auf dessen Gipfeln der Himmel ruht. Hier geht die Sonne jeden Morgen aus und kehrt am Abend wieder ein. Das Tor zu diesem Berg wird von einem Paar Skorpionmenschen bewacht, die Gilgamesch aber durchlassen, als er ihnen sein Vorhaben erklärt. Er geht durch das Tor und betritt den bezaubernden Edelsteingarten in der jenseitigen Welt. Er kommt an ein Wirtshaus, wo ihn die Wirtin, in der sich Ischtar verbirgt, empfängt. Er stellt sich ihr vor und erzählt von seinen Heldentaten, aber sie fragt ihn nur, warum er dann so heruntergekommen und abgerissen vor ihr stehe. Da gesteht Gilgamesch, dass es die Trauer um seinen Freund und die Todesfurcht sind, die ihn auf diese Reise gebracht haben. Er bittet sie, ihm den Weg zu Uta-napischti zu zeigen. Sie macht ihm unmissverständlich deutlich, dass er das Leben nicht finden wird, das er sucht. Besser wäre es, das Leben zu genießen und seinen Pflichten nachzukommen. Aber er lässt sich nicht abbringen und so zeigt sie ihm schließlich doch den Weg.


 

Dazu muss er die gefährlichen ‚Wasser des Todes‘ überqueren. An deren Ufer liegt ein Schiff, das von einem Fährmann gesteuert und von steinernen Wesen begleitet wird, denen der Tod nichts anhaben kann. Gilgamesch will das Schiff mit Gewalt an sich bringen und tötet zuerst die Steinernen. Da bedroht ihn der Fährmann mit erhobener Axt. Da setzt in Gilgamesch eine Wandlung ein. Zum ersten Mal verzichtet er auf Kampf und Gewalt. Das bewegt den Fährmann, ihn zu verschonen und überzusetzen. Da die Steinernen und ihre Kraft fehlen, kommen sie nur an, weil Gilgamesch das Gewand des Fährmanns in den Wind hebt und so das Segel erfindet.


 

Kaum sind sie ans Ufer gelangt und treffen den berühmten Uta-napischti, bestürmt Gilgamesch ihn schon mit Fragen über die Sintflut und die Unsterblichkeit. Doch dieser versteht nicht, warum dieser von den Göttern reich bedachte, von der Selbstsucht getriebene König ständig der Trübsal hinterherjagt, statt seine Gaben für die einzusetzen, die seine Schutzbefohlenen sind. Gilgamesch solle für die Menschen da sein und dafür sorgen, dass die seit der Sintflut vergessenen Kult- und Opferregeln wieder eingeführt werden, so dass das Verhältnis zwischen Göttern und Menschen wieder harmonisch wird. Er lehrt ihn, dass alles seine Zeit hat – und uns dann der Tod unweigerlich dahinnimmt.


 

Gilgamesch aber dringt weiter in ihn und will wissen, wie er es denn geschafft habe, unter die Unsterblichen aufgenommen zu werden. Uta-napischti erzählt ihm die ganze Geschichte von der Sintflut und wie er überlebt hat. Die Götter, die es schon bereut hatten, den Menschen überhaupt geschaffen zu haben, mussten sich rechtfertigen, warum sie dann trotzdem einen retteten und das Menschengeschlecht von neuem zum Leben verhalfen. So nahmen sie ihn unter sich auf. Aber das Menschlein Gilgamesch, das von selbstsüchtiger Angst getrieben wird, würden sie in niemals die himmlische Ratsversammlung führen. Wenn er dennoch glaube, dies erreichen zu wollen, dann möge er doch zuerst mal den kleinen Bruder des Todes, den Schlaf besiegen!


 

Uta-napischti gibt Gilgamesch diese Prüfung: er solle einfach mal versuchen, sieben Tage und Nächte zu wachen. Der nimmt sie an, schläft aber bei erster Gelegenheit ein. Als er wieder erwacht, erkennt er sein Versagen. Uta-napischti tröstet ihn mit dem Hinweis auf die Pflanze der Unsterblichkeit, mit der er immerhin seine Jugend wiedergewinnen könne, wenn er sie fände.


 

Ohne zu zögern gräbt Gilgamesch einen Schacht und lässt sich in die Tiefen des Urgrundes und der Urwasser hinab. Er findet das Lebenskraut, reißt es aus, treibt nach oben und die Wasser spülen ihn wieder an die Ufer seiner eigenen Welt. So hat er doch immerhin eine Pflanze von seiner langen Reise mitgenommen, mit deren Hilfe ein alter Mensch jung werden und seine Lebenskraft wieder erlangen kann. Gilgamesch will nun zurück in seine Stadt und die Pflanze an sich und an den Menschen erproben. Als er unterwegs einen kühlen Teich findet, macht er Rast und badet darin. Eine Schlange riecht den Duft des kostbaren Krautes, raubt und frisst es. Schon auf dem Rückweg in ihr Versteck wirft sie ihre alte Haut ab und erneuert sich. Als Gilgamesch aus dem Wasser kommt, sieht er, was geschehen ist und ist untröstlich. Nun war doch alles umsonst, vergebens hat er gekämpft und gelitten.


 

Als alles verloren ist, wird Gilgamesch frei. Als er die Mauern seiner Stadt wiedersieht, die er erbauen ließ, versteht er die Lehren, die ihm unterwegs mitgegeben wurden. Er kehrt als König zurück, führt die alten Ordnungen wieder ein, bringt nach dem Weltgericht Götter und Menschen wieder zueinander und wird der ‚gute Hirte‘ seines Volkes, der seine Aufgaben wahrnimmt. Erst hierdurch wird er sich 'ewigen' Ruhm erwerben, so dass Generationen nach ihm noch seine Geschichte erzählt wird.

 

Das Epos und sein Echo in den Volksmärchen
Gilgamesch - das Lebenskraut in Mythos u[...]
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© Jürgen Wagner