Schamanismus
Der Schamanismus ist unser aller ältestes spirituelles Erbe - alle religiösen Traditionen zehren davon. Nachdem die Christen die Anrufung konkreter Geister durch die Anrufung des allgemeinen Vaters, Sohnes und Geistes ersetzt und die naturreligiösen Wurzeln fast ausgerottet hatten, wurde in Europa fast alles tabu, was an diese Vergangenheit rührte.
Einige Volksbräuche haben überdauert, die unsere ältere Herkunft noch bezeugen: Faschingsumzüge im Februar, Eiersuche an Ostern, die Aufstellung des Maibaums, das Entzünden des Sonnwendfeuers, Erntedank, das Flechten des Adventskranzes, das Aufstellen des Tannenbaums, das laute Silvesterritual.
In der frühen Zeit der Menschheit, als man noch mehr mit allem verbunden war, ging man selbstverständlich davon aus, dass die ganze Natur beseelt ist. Wir ahnen das heute wieder, dass wir Menschen Seele und Geist nicht gepachtet haben. Und wir beginnen die feine Wesensart zu entdecken, wie sie in den anderen Wesen da ist und sich äußert. Keiner will heute mehr zurück in die alten Ängste vor Geistern und später Göttern. Aber wir suchen wieder den e i n e n großen Lebenszusammenhang, in dem wir Menschen - bei aller Höherentwicklung - nicht abgetrennt sind von all den anderen Wesen. So könnten wir unsere hohen Fähigkeiten und Gaben gleichzeitig als hohe Aufgabe sehen und Verantwortung übernehmen.
Da es auch bei uns immer mehr Menschen gibt, die den alten Traditionen wieder mit offenem Herzen begegnen, gibt es auch Schamanen, die zu uns kommen und bei uns ihre Rituale durchführen und sich erklären. Während wir als Christen zu Vater, Sohn und Heiligem Geist beten - und es nie zu einer Begegnung kommt -, haben die Schamanen in der Trance immer Begegnungen, denn sie kommen nicht mit dem Verstand und dem Normalbewusstsein in die Geistwelt. Wir können natürlich auch im Alltag mit einer Pflanze oder einem Tier reden, was auch sehr bereichernd sein kann. Aber wenn wir mit der Pflanzenseele oder dem Tiergeist direkt kommunizieren wollen, müssen wir das auf der Geistebene tun. Dies will gelernt und geübt sein, alles andere auszuschalten und nur da zu sein.
Ein Stück weit kann man sich dafür auch sensibilisieren: für die Ausstrahlung eines Ortes, für das Wesen eines Tieres, für die Eigenheit und die Energie eines Baumes. Auch die Verbindung zu einem lieben verstorbenen Menschen ist in nicht wenigen Menschen lebendig.
Ob Tiere eine Seele haben?
Man müsste manchmal besser fragen:
Wo ist die uns're denn geblieben,
die wir so töten nach Belieben?
Darstellung eines (ausgestorbenen) Riesenhirsches in der Höhle von Lascaux (ca. 20 000 v. Chr.). Dass gerade auch diese herrlichen und mächtigen Tiere ihre 'Antennen' haben, ahnte man wohl damals mehr als heute
Schamanen wechseln ('reisen') in der Trance auf eine andere Ebene des Geistes, auf der sie z.B. auch mit Tieren kommunizieren können. Wesentliche Symbole wie der dreigliedrige Weltenbaum oder die Geist-Feder, auch mal ein Geweih als Zeichen der Verbindung zur oberen Welt, sind bei einem Ritual immer präsent.
In der Trance ist es möglich, mit etwas Übung mit dem Geist der Wesen zu kommunizieren. Aber auch in tiefer Entspannung kann man Verbindung aufnehmen. Im Bewusstsein der Einheit ist es nicht so schwer, mit einer Ameise zu krabbeln, einem Vogel zu fliegen, einem Fisch zu schwimmen, einem Baum zu stehen, dem Feuer zu sprühen. Jede(r) hat es doch in sich, das eigene Feuer, die Standhaftigkeit, die Freude im Wasser usf.
Ob Bäume eine Seele haben
so fing schon mancher an zu fragen
Wo kommt denn u n s ' r e Seele her
wenn nicht vom großen Lebensmeer?
Ich bin geboren im Schosse der Erde
Ich treib nach unten und oben und werde
bis es einmal durchbricht
Da seh ich das Licht!
Nun mag ich stehen
ins Erdreich gehen
Mich langsam bewegen
empfangen den Segen
mich nähren und müh’n
und wachsen, erblüh’n
Bin männlich u n d weiblich
Vernetzt so vielseitig
Ich atme und gebe
im Wind mich bewege
Hab Gäste, Verwandte
und sehr enge Bande
Ich wachse empor
bring’ Früchte hervor
Ich kann mich vermehr’n
und vielseits verkehr’n
Nicht immer ganz freundlich
denn Feinde sind häufig
Machmal auch das Wetter
das spüren die Blätter
Ob warm oder kälter
ich werd’ alt und werd’ älter
verzweig’ mich und breite
die Krone ins Weite
Ich komm aus der Erde, bin mit ihr vertraut
Ein Glücksfall des Lebens – und so gebaut
Ich nehme und gebe - und siehe: ich falle
Das tu ich nicht gern- so wie wir alle
IN UNSERER KULTUR HEUTE
suchen wir Wege, schamanische Elemente und schamanisches Wissen zu bewahren und etwas von dem Alten für uns und die Zukunft retten.
DIE ALTEN WEGE
Mit dem Winde reiten
Unter'm Nachthimmel ruh'n
Um das Feuer tanzen
Nichts Unrechtes tun
Mit der Erde leben
Den Bäumen zuhör'n
Das Heilende suchen
Die Stille nicht stör'n
In den Flüssen schwimmen
Das Gesetz versteh'n
Auch bitten und rufen
Klare Wege geh'n
Buchtipp