Natur & Spiritualität Die Liederoase
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Die alten Jahresfeste

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Feste des keltischen Jahreskreis, wie sie heute gefeiert werden, sind eine neuzeitliche Konstruktion, die sich auf verschiedene Überlieferungen stützen kann. Aber wie auch heute noch hat jedes Land, ja jeder Ort seine Präferenzen und Traditionen für seine Feste. Da die alten Feste sich meist an der Natur, an der Landwirtschaft und an den Gestirnen orientierten, hat man 8 Jahreskreisfeste zusammen genommen: 4 Mond- und 4 Sonnenfeste. Bei den Kelten der Antike und Spätantike galt generell der Vollmond als eine heilige Zeit, weswegen sie ihre Feste vornehmlich zu diesem Zeitpunkt begingen.

 

1.  Imbolc - 2. Februar  ¦

2.  Ostara - 21. März – Frühjahrgleiche  R

3.  Beltane - 30. April  ¦

4.  Litha - 21. Juni – Sommersonnwende  R

5.  Lammas - 2. August  ¦

6.  Mabon - 23. September – Herbstgleiche  R

7.  Samhain - 31. Oktober  ¦

8.  Yule - 21. Dezember – Wintersonnwende  R

 

S.a. https://www.liederoase.de/vater-himmel/jahr-und-tag/

 

Die Anderswelt

 

Etwas anders ist die Welt,

mancher hat davon erzählt,

immer da und immer offen -

die Welt des Geistes lässt uns hoffen

 

Etwas dunkler ist der Raum,

beinah leer,  ein flücht'ger Traum

Heimat, Stille, Ewigkeit -

nicht jeder ist dafür bereit

 

Etwas heller wird das Reich,

wenn man in sich geht sogleich,

reist mit seiner Seelenkraft -

entdeckt die inn're Geistesmacht

 

 

 

 

 

 

SAMHAIN   31.10. auf 1.11.

 

ist ein altes keltisches Fest, das am Vollmond rund um den Novemberanfang gefeiert wurde. Trotz der Christianisierung hat es sich bis in unsere Zeit lebendig erhalten. Als Totengedenken feiern es Katholiken an Allerseelen, Protestanten am Ewigkeitssonntag und seit den 1990er Jahren Amerikaner und Europäer als fröhliches Kinder- und Verkleidungsfest mit Kürbislaternen (Halloween - All Hallows Eve - der Vorabend von Allerheiligen).

 

Sein Grundcharakter ist eigentlich, der herbstlichen Natur entsprechend, eher still. Das Jahr, das jetzt in die dunklen drei Monate hineingeht, konfrontiert mit Loslassen/Sterben und Einkehr. Die Natur nimmt ihre Kräfte zurück und auch die Menschen sind aufgefordert, Kälte und Dunkelheit anzunehmen und sich darauf einzustellen. Dieser Übergang wird mit diesem Fest begangen, an dem man das Herdfeuer löschte und es wieder neu entzündete. Mit Räucherungen wurde Altes gereinigt und der Übergang in ein neues Jahr begangen, das bei den Kelten nur aus Sommer- und Winterhalbjahr bestand.

 

Das Wichtigste war aber die Verbindung zu den Ahnen und Toten, für die man z.B. eine Mahlzeit bereit stellte. Heute würde man eher frische Blumen aufstellen oder eine Kerze anzünden für die, die uns vorausgegangen sind. Es sind nicht nur die Verstorbenen des letzten Jahres, sondern dieses Bewusstsein, dass die, die gegangen sind, immer noch in und mit uns präsent sind und wirken. Sie sind Teil der Geistwelt. Es ist, wie wir aus den systemischen Familien-Aufstellungen wissen, sehr angebracht, in Dankbarkeit und Achtung ihrer zu gedenken. Das Stück Weg, das w i r gehen, ist die Fortsetzung eines langen, langen Weges, den sie vor uns beschritten und auch geebnet haben. Und unsere Aufgabe ist auch nicht nur individuell: wir sind ebenso Weg-Findende und -Bereitende für die nach uns.

 

So ist es eine Möglichkeit, an diesem Abend ein Licht oder Feuer für unsere Vorfahren zu entzünden, etwas Salbei oder Beifuß für die Reinigung zu räuchern und wärmenden heißen Tee oder Glühwein zuzubereiten. Es kann ein Abend rückblickender Dankbarkeit sein für alle empfangene Hilfe und der Vorausschau/Divination oder Bitte für das Kommende. Gemeinsam zu speisen, alte Geschichten zu erzählen und eine Karte zu ziehen oder eine Losung zu lesen würde dem alten Fest sehr entsprechen.

 

 

Wintersonnenwende   21.12.

 

Das Jul- oder Weihnachtsfest feiern wir in der tiefsten Nacht des Jahres. Das 'Reich' der Dunkelheit hat seine längste Zeit, seine größte ‚Macht‘. Auf dem Höhepunkt aber geschieht die Wende. In der tiefsten Nacht beginnt der neue Morgen. Das Licht wird neu geboren, das Sonnenkind, der Retter und Erlöser, der Gottessohn in einem Futtertrog im Stall eines kleinen Dorfes.

 

Dieses heiligste aller Feste dauert 12 Nächte, die so genannten Rauhnächte, vom 21.12. bis zum 1.1. In dieser Zeit sind die Pforten zu anderen Welten geöffnet, wir seien hellsichtiger, träumten intensiver, erinnerten uns vielleicht an Altes, ahnten manchmal voraus. Himmel und Erde seien sich nahe, Unterstützung kann erhofft werden.

 

 

 

Imbolc (Brigid, Lichtmess)  2.2.

 

 

In den klaren Nächten des Februars, wenn die Lämmer geboren werden, bekommt der Zuwachs des Lichtes einen deutlichen Schub. Es ist nicht mehr zu leugnen: die Tage werden wieder länger. Das Reich der Dunkelheit findet hier sein Ende und macht der Göttin Brigid Platz, die verjüngt aus den Tiefen zurückkehrt und den Raum bis zum Beltane-Fest am 01. Mai einnimmt. Sie weckt die noch schlafenden Samen, rüttelt an den Bäumen und die Erdmutter gibt die Säfte frei, die - noch unsichtbar - aufsteigen. Brigid ist die weiße Jungfrau, die das sich neu Entfaltende verkündet. Die Zeit der Brigid ist vor allem eine Zeit der Reinigung und des Fastens. Der heutige Frühjahrsputz ist in der Überlieferung auf dieses Fest zurückzuführen. Alles wird vorbereitet und schön gemacht, damit die weiße Jungfrau, die das Licht zurückbringt, Einzug halten kann.

 

 

 

 

 

 

Die Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche  21.3.

 

 

Sie ist das Fest des Frühlingsanfangs, wo die Sonne in das Tierkreiszeichen des Widders eintritt. Sie steht nun senkrecht über dem Äquator, Tag und Nacht sind gleich lang, der Frühling beginnt und die Tage werden nun wieder länger als die Nächte.

 

Das Osterfest fällt auf den ersten Sonntag, der auf den 1. Vollmond folgt nach der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche, die bei uns am 21./22. März gefeiert wird. Erst im Mittelalter bekam das Fest diesen Namen ‚Ostern‘. Hergeleitet ist es von einer Göttin Eostrae oder Ostra, die viele Parallelen aufweist (Eos, Aurora, Astarte…) und in vielen Orts- und Flurnamen wie Osterode, Osterfeld Osterwald etc. noch anklingt. Im Wort enthalten ist die Himmelsrichtung Osten und das Licht, das von dort aufgeht: die Morgenröte. Der heute gängige Name 'Ostara' ist so nicht belegt und beruht auf einer philologischen Rekonstruktion durch Jacob Grimm 1835.

 

Gefeiert wird also an diesem Tag der Anbruch des Lichtes und der Wärme nach der langen dunklen und kalten Jahreszeit, die früher noch sehr viel härter und drückender war als heute. Man fror, man hungerte, es gab Krankheiten und mehr Sterbefälle. Diese Zeit war nun vorbei, es begann mit der ersten Aussaat wieder die fruchtbare Zeit. Das Brauchtum um dieses Fest mit Ei und Hase verweist auf Neubeginn und auf Fruchtbarkeit und ist eindeutig vorchristlich.

 

Die in Westfalen gefundene Osta-Votivtafel, mit der man Frost oder Krankheit vertrieb, zeigt die Gottheit mit Hörnerhelm, Vogel und überquellendem Füllhorn nebst Sonne und Mond. 1000 Jahre alt ist auch das Gebet von dort:

 

Eostar, Eostar, Erdenmutter,
Gönne diesem Acker
zu wachsen und werden,
blühen, Frucht bringen. Friede ihm!
Dass die Erde gefriedet sei
Und dass sie geborgen sei
wie die Heiligen,
die im Himmel sind.

 

Die Kirche legte schon im Konzil von Nicäa im Jahr 325 ihr wichtigstes Fest der Auferstehung Jesu auf dieses Frühlingsfest und vertiefte damit die Deutung: die lange Nacht des Todes geht vorüber, die Auferstehung des Lebens, die Wiedergeburt darf und soll an diesem Ostertag gefeiert werden. Das war keine Erfindung der Christen, auch in anderen hellenistischen Kulten wie dem Mithraskult wurde das Auferstehen aus dem Tode bereits als Mysterium gefeiert. Dazu passt das Ei besser als der Hase, aber der hat sich einfach erhalten und durchgesetzt, wie das auch im Leben meist geschieht: der Erhalt des Lebens und die Weitergabe des Lebensfunkens an eine neue Generation ist wichtiger als das, was der Mensch glaubt und denkt. So ist es kein Zufall, wenn in dieser Zeit die ‚Frühlingsgefühle‘ kommen, man wieder Lust bekommt und die Lebensgeister erwachen. Außer Hase und Ei gibt es noch andere Bezüge: das Gewürz Estragon z.B., den Marienkäfer, das Osterfeuer und das Osterlicht, die Farbe rot als die Farbe des Lebens und des Blutes, die Segnung der Felder.

 

 

 

 

 

Beltane, Walpurgis  1. MAI

 

 

Beltane ist der Anfang des Sommers und ein Fest der Lust, der Fruchtbarkeit, der Ekstase. Beltane gilt dem fruchtbaren Leben, durch ausgelassene Feste wurde nicht nur die menschliche Sexualität angeregt, sondern auch die Natur ringsum befeuert.

 

Der 1. Mai liegt zwischen der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und der Sommersonnwende: hier beginnt das Sommerhalbjahr. 'Bel-tane' ist dem keltischen Sonnengott Bel(enus) geweiht. BEL bedeutet strahlend, leuchtend, glänzend - TE(I)NE ist das "Feuer"; Beltane bedeutet 'strahlendes Feuer'.

 

Zu den wichtigsten Bräuchen, die sich bis heute erhalten haben, gehört die Aufstellung des MAIBAUMS. Während heute nur noch im Dorfmittelpunkt oder an einem besonderen Platz dieser Maibaum aufgestellt wird unter ganz besonderen Feierlichkeiten, gab es in früheren Zeiten fast in jedem Garten einen Maibaum. Er bekommt einen KRANZ aus frischem Grün, der von den Mädchen und jungen Frauen des Dorfes gewunden wird. Das komplettiert das Symbol der Vereinigung.

 

 

 

 

Sommersonnwende (Lithe) 21.6.

 

 

Sommersonnwend ist der längste Tag und die kürzeste Nacht. In manchen Jahren kommt noch als Besonderheit hinzu, dass in dieser Nacht auch Vollmond ist. Das bedeutet, dass sowohl die Sonne als auch der Mond sich in ihrer größten Strahlkraft zeigen, und es eigentlich überhaupt nicht richtig Nacht wird (zuletzt 2005).

 

Es ist die herrlich warme, wunderschöne Sommerzeit. Die Erde geht schwanger mit den werdenden Früchten. Alles wächst und gedeiht. Und viele wunderbare Früchte können schon geerntet werden. Es war einmal die sorgloseste Zeit des Jahres, wenn man bedenkt, wie schwierig das Überleben früher oft war. Man kann die Natur in ihrer ganzen Fülle und Fruchtbarkeit riechen, schmecken. Es ist wie ein ganz besonderer Gesang oder Klang, der überall mitschwingt. Alles ist im Überschwang vorhanden – auch die Lust und die Freude.

 

Das Mittsommerfest ist ein Fest der Freude und des Dankes. Und auch das Mittsommerfeuer ist ein Dankes- und Freudenfeuer. Man hört, die Frauen hätten Starkbier gebraut mit entsprechenden Kräutern, die eine besondere berauschende und aphrodisierende Wirkung hatten. Die Feuer wurden umtanzt und übersprungen. Liebesschwüre wären dabei geschworen worden, Kinder über das Feuer geworfen, um sie gegen Krankheiten zu stärken. Und natürlich sei viel Raum für Erotik, Lust und Leidenschaft gewesen.

 

 

 

 

 

Lughnasadh - Lammas - Schnitterfest  1.8.

 

 

In der Nacht zum 1. August feiern viele das Lichtfest Lughnasadh, den Beginn der Erntezeit und des Herbstes. Gesprochen wird das Fest Luu-a-sah(d) und bedeutet „Zusammenkunft im Namen des Lugh“.

 

In der irisch-keltischen Mythologie geht das Fest auf den Sonnengott Lugh zurück. Dieser huldigte damit den Taten seiner Ziehmutter Tailtiu, die in der Mythologie der Kelten als Fruchtbarkeitsgöttin und Erdmutter verehrt wurde.
Tailtiu, so will es die Legende, herrschte als Königin und wachte vom Hill of Tara wie eine Mutter über die sanften, saftigen Hügel Irlands und rodete den Wald, um an seiner Stelle fruchtbare Felder für ihre Untertanen anzulegen.
Erschöpft von der Arbeit auf dem Felde legte sich Tailtiu nieder, um zu sterben. Sie opferte sich für das irische Volk. Durch ihre Arbeit und ihren Tod waren die Menschen der Grünen Insel in der Lage ihre Felder zu bestellen und zu leben. Sie feierten ihr Leben und klagten über ihren Tod. Lugh begann damit alljährliche Trauerspiele zu ihrem Todestag, am 1. August, zu veranstalten. Noch auf ihrem Sterbebett prophezeite Tailtiu, dass es in Irland immer Musik geben werde, solange die Menschen Lughnasadh feiern würden.

 

Zu dem Feste zu Ehren der Gottheit wurde das erste Brot gebacken und geopfert. Daneben feierten die Kelten die „Hochzeit des Lichts“ mit einem großen Schlachtfest, sportliche Wettkämpfen, rituellen Aufführungen und einem großen Feuer.


Lughnasadh diente auch als eine Art Hochzeitsbörse. Schloss ein Paar an diesem Tag die Ehe, konnte es sich nach einem Jahr wieder trennen. Mit dieser Probeehe hatten die Paare genügend Zeit, sich kennenzulernen und festzustellen, ob sie sich ein gemeinsames Leben vorstellen konnten. War dem nicht so, konnten sie sich nach Ablauf des Jahres ohne Risiko wieder voneinander trennen.

 

 

 

 

Mabon, Erntedank, Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche   21.9.

 

 

 

Das Erntedankfest ist ein Sonnenfest, das an der Herbsttagundnachtgleiche am 21./22.September gefeiert wird. Die Kirchen feiern es am ersten Sonntag im Oktober. Nimmt man das ganze Jahr als einen Tag, würden wir gegen 18.00 Uhr gerade in den Sonnenuntergang schauen. So farbenprächtig wie er ist auch diese Jahreszeit des anbrechenden Herbstes. 

 

Noch einmal halten Tag und Nacht sich die Waage. Von nun an werden die Nächte wieder länger, die Tage kürzer. Doch jetzt ist die Zeit der Fülle, der Wärme, der Unbeschwertheit. Der Großteil der Ernte ist eingebracht, jetzt darf man nach all der Mühe und Plackerei auch mal richtig feiern. Großzügig, auch mal verschwenderisch zu sein passt in diese Jahreszeit. Mit den kürzer werdenden Tagen beginnt auch wieder die Zeit für Geschichten, für Musik, für häusliche Gemeinschaft.

 

Das Fest ist eigentlich frei von Glaubenssystemen. Auch der walisische Name 'Mabon' ist unverbindlich. Er war der Sohn der Mutter- und Erdgöttin Modron, sein Vater war Melt, der Blitz. Es verschlug ihn schon früh in die Unterwelt. Tiere fanden und retteten ihn. Dieses alte Mysterium vom Sterben und Wieder neu leben ist auch im Christentum bewahrt. Es ist das Natürliche, das manchmal so schwer - und zuzeiten aber auch einmal so leicht und froh gefeiert werden darf wie in dieser Jahreszeit. Der walisische Mythos weist noch mal hin auf die Lichtkraft, die wir in diesem Spätsommer tatsächlich ausgiebig genießen können.

 

 

 

Erntedank

 

 

Ein Ritual schafft diese Räume

zum Sehen, Spüren, was da ist,

wie reich und königlich wir leben,

wie schnell man alles dies vergisst!


 

Der Himmel braucht nicht uns're Lieder,

die Erde braucht den Mensch, der weiß,

wie kostbar ein Glas saub'res Wasser,

wie groß die Pflicht, wie hoch der Preis

 

 

 

Buchtipp

 

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© Jürgen Wagner