Natur & Spiritualität Die Liederoase
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MAGIE

 

 

Magie ist das Einwirken des Geistes auf die  alltägliche, physische Welt. Das geschieht ganz natürlich, wenn wir uns etwas überlegen - und es dann auch tun. So wird aus der geistigen Idee, z.B. einer gesunden Ernährung, auch eine tatsächliche ausgewogene und verträgliche Ernährungsweise. Ins eigentliche Reich der Magie gelangen wir aber erst dann, wenn wir uns vorstellen, wie es wäre, wenn wir gesund wären. Wir können es imaginieren - und dann etwas Vertrauen und Glauben dazugeben. Da investieren wir eine geistige Kraft, von der wir noch nicht wissen, wie und wo sie wirkt. Wir senden sie einfach aus. Das kann auch als ein Gebet geschehen oder als ein konkreter Wunsch. Aber er muss schon eine gewisse Intensität haben und Dringlichkeit, sonst verliert er sich wirkungslos. Dieses Geistwirken, das wir auch bei Jesus (s. etwa Markus 9/14-28) und anderen finden, nennt man MAGIE. Sie ist nicht so unnatürlich, wie es scheint, denn wir sensibilisieren uns selbst mit so einem Ritual - und bitten die geistige Welt um Unterstützung. Unsere Bitte formt sich in uns - und vielleicht auch rituell im Außen - und vielleicht findet sie irgendwo eine Resonanz. Die kann man dann annehmen, so wie sie geschieht.

 

Der Missbrauch von Magie, den man mit dem Wort oft mit assoziiert, beinhaltet, dass einer seine geistige Kraft für egoistische oder gar boshafte Zwecke verwendet. Missbrauchen kann man im Prinzip auch jede gute Idee, aber bei magisch begabten und möglicherweise sehr begierigen Menschen ist es besonders verhängnisvoll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

GALDR - Runengesang und Poesie

 

 

Wir schreiben seit der Christianisierung Europas alle mit lateinischen Buchstaben und wissen meist nur noch dunkel, dass wir auch mal eine eigene Schrift hatten: die RUNEN. Das waren 24 Buchstaben, die man zunächst allerdings nicht im Alltag verwendete. Jeder Buchstabe war nämlich ein Zeichen, dessen Bedeutung man geheim hielt, so dass nur wenige es kannten. 'Rune', verwandt mit dem Wort 'raunen', bedeutet auch 'Geheimnis'. Sie bergen ein 'göttliches', magisches Geheimnis und gehören zu den größten Mysterien unserer Vorfahren. Die Nornen nutzten sie und Odin schaute und lernte sie nach einem großen Selbstopfer am Weltenbaum. Sie sind auch heute noch lernbar und anwendbar, aber es braucht eine Hingabe und ein Sich-verbinden mit dem Wesen eines jeden Zeichens. Dann kann man sie zur Divination oder Selbsterkenntnis nutzen - oder, wenn man keinen Missbrauch treibt, sie auch mit einem Lied oder Wort schreiben/ritzen und in die Welt schicken. 

 

 

 

 

 

DIE RUNEN

 

 

Auf Holz, auf Steine, Amulette,

an Gürteln, Pfosten, an die Ställe

Auf Speere, Spangen und auf Stäbe,

geritzt auf Knochen und Gewebe

 

Denn Liebe, Reichtum wollt' man haben

Den Wohlstand, Nahrung, hohe Gaben

Auch Kriegsglück, Frauen und Gewinn,

nur selten Weisheit, Rat und Sinn

 

Nur wissend soll man sie verwenden,

nur reinen Herzens sie aussenden

und sie erkunden, fragen, schätzen,

allein zum Segen sie einsetzen

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit der Übernahme des christlichen Glaubens und vor allem der lateinischen Schrift verschwanden die Runen nach und nach. Erst in unserer Zeit wurde man wieder darauf aufmerksam - und die Spuren- und Deutungsversuche begannen. Man erschloss die Wort- und Sinnbedeutungen und meditierte den alten Futhark mit seinen 24 Zeichen. Man teilte ihn in 3 Reihen von jeweils 8 Runen und versuchte sie als inneren Weg zu lesen. Man kann ihn auch zu divinatorischen oder magischen Zwecken einsetzen. Die großen Runenmeister war einst wohl vor allem Männer, heute werden sie von beiden Geschlechtern genutzt.

 

 

 

 

 

SEIDR - Trancegesang magischer Lieder

 

ist eine skandinavische, magische Praxis, die besonders den Frauen lag. Sie begaben sich mittels Gesang in Trance und konnten dadurch Geistreisen unternehmen, etwas für das Wetter und die Fruchtbarkeit tun oder das Kommende schauen. Seidr galt als die mächtigste Magie, aber auch als die gefährlichste. Auch Männer konnten sie ausüben, wenn sie über eine starke Anima verfügten. Die 'süssen Gesänge', die die Geister beeinflussten und becircten, standen aber den Männern wohl nicht gut an. Wichtiger war wohl noch, dass diese häufig als Schadzauber praktizierte Magie eben gegen die Ehre verstieß, eines aufrechten Mannes nicht würdig war. Magische Tötungen und das Irremachen und Verfolgen von Opfern war auch in den skandinavischen Gesellschaften der Eisenzeit ein schweres Verbrechen.Das widersprach der offiziellen Ethik des offenen Kampfes und der Ehre.

 

Als 'schwarzer Seidr' wurde er benützt, um anderen zu schaden und sie zu manipulieren. Der 'weiße Seidr' diente der Zukunftsschau und der Beeinflussung von Wetter und Ernten. Es war eine anrüchige und gefährliche Praxis, die von einzelnen Personen ausgeübt wurde, die sich anheuern und für ihre Dienste bezahlen ließen. Schon in heidnischer Zeit wurde sie kritisch gesehen: die Seidrleute mussten im Status des 'Neidings' leben, der Ehrlosigkeit. 

 

Man leitete diese Form der Magie auf FREYA zurück. So kann man davon ausgehen, dass es gerade die Liebe war, die diese Magie so machtvoll machte. Liebe und Sexualität sind die stärksten Kräfte, die das Leben geschaffen hat, um sich zu erhalten und fortzupflanzen. Wenn sie für magische Zwecke genutzt werden, muss das einen sehr triftigen Grund haben. Ein solcher ist z.B. das Überleben. Schon in der jungsteinzeitlichen Höhle von Lascaux finden wir die Darstellung eines Schamanen in Trance in voller Erektion, der einen Wisent herbeigerufen hat, der gerade von den Jägern erlegt wird. 

 

 

 

Es wird erzählt, die Liebesgöttin Freya habe von Odin die Kunst Galdr (Runengesang und Poesie) gelernt und im Gegenzug Odin die Kunst des Seidr gelehrt. Dadurch beherrschte er „die Kunst, die am mächtigsten ist, und Magie („seiðr“) genannt wird, und dadurch kannte er das Schicksal der Menschen und die Gefahren der Zukunft und ebenso, wie man einem Menschen den Tod oder Unglück oder eine Krankheit bringt und wie man die Menschen um Kraft und Verstand bringt und sie jemand anderem gibt. Aber mit dieser Weisheit war so große Schande verbunden, dass die Männer meinten, sie könnten sie nicht ohne Schande ausüben und darum brachte man sie den Priesterinnen bei."

 

Um einen Eindruck von dieser weiblich-mächtigsten Kunst unserer Vorfahren zu gewinnen, ist ein Blick auf die weissagenden Frauen hilfreich.

Die Völva (die Frau mit dem Stab) wanderte von Hof zu Hof und wurde eingeladen. Sie wurde mit höchsten Ehrerbietungen empfangen, sorgfältig wurde für ihr Wohlergehen und ihre Bequemlichkeit gesorgt. Manchmal übernachtete sie zuerst und achtete auf ihre Träume. Am darauffolgenden Tag eröffnete sie die ‚Séance‘, saß oder stand erhöht und bestimmte die Frauen, die sich im Kreis um sie stellten. Diese sangen ein altes Zauberlied, mit dem sie in Tranche gehen konnte und in Verbindung mit der Geistwelt. Am Ende geht jeder von seinem Platz zu ihr hin und fragt sie nach seinen besonderen Angelegenheiten. Zuletzt wird sie beim Aufbruch noch beschenkt.

Geschildert wird uns solch ein Ritual in der Sage von Erik dem Roten.

‚In Grönland herrschte zu Anfang des elften Jahrhunderts eine große Hungersnot. Der reichste Bauer, Thorkel, beschloss, die Völva Thorbjörg zu Rate zu ziehen. „Sie war gekleidet in einen blauen Mantel, und dieser war bis zum Saum mit kostbaren Steinen besetzt. Um den Hals trug sie Glasperlen, auf dem Kopf eine Mütze aus schwarzem Lammfell, die innen mit weißem Katzenfell ausgefüttert war. In der Hand hielt sie einen messingbeschlagenen Stab, der oben einen Knopf hatte; auf dem Knopf saß ein Stein. Um die Taille trug sie einen Gürtel mit Zunderbüchse; am Gürtel hing ein Lederbeutel, in dem sie die Zaubermittel aufbewahrte, die sie zu ihrer Wahrsagerei benötigte. An den Füßen trug sie haarige Schuhe aus Kalbsfell mit langen Riemen, die am Ende große Zinnknöpfe hatten. An den Händen trug sie Handschuhe aus Katzenfell, die innen weiß und haarig waren.“ Sie bekam zu essen von den Herzen aller Tiere, die da waren; beim Essen benutzte sie einen Messinglöffel und ein Messer, von dem die Spitze abgebrochen war. Am nächsten Tag ließ sie Frauen suchen, die das Zauberlied kannten, mittels dessen sie ihre Wahrsagerei treiben konnte. Dieses Lied hieß varðlokkur (wörtlich: Schutzlockung, ein Lied, um Geister heraufzubeschwören).

Nur eine einzige junge Frau kannte dieses Lied; sie hatte es von ihrer Pflegemutter auf Island gelernt. Da sie Christin war, weigerte sie sich zunächst, an der Wahrsagerei teilzunehmen; Thorkel aber wusste sie dennoch zu überreden. Die Frauen bildeten nun einen Kreis um die Bühne auf dem die Völva saß. Die junge Frau sang das Zauberlied sehr gut, und nach der ‚Séance‘ dankte die Völva ihr und sagte, es seien viele Geister gekommen, und diese hätten großen Gefallen gefunden an dem Lied, da es so gut gesungen worden sei. „Auch Geister, die sich früher von mir abgekehrt hatten und mir nicht mehr gehorchen wollten. Und mir sind jetzt viele Dinge klar, die mir und vielen anderen zuvor verborgen waren.“ Sie prophezeite dann das Ende der Hungersnot auf den kommenden Frühling und weissagte ferner, die junge Frau, die für sie gesungen hatte, werde auf Island die Stammmutter eines angesehenen Geschlechtes werden. Sie beantwortete auch alle Fragen, welche die Leute ihr stellten; fast alles, was sie vorhersagte, traf ein.‘

 

 

Auch in der Bibel haben die Propheten eigentlich immer recht; die, deren Vorhersagen nicht eintrafen, hat man einfach vergessen oder im Nachhinein als falsche Propheten gebrandmarkt. Tatsächlich ist Prophetie wie das Träumen etwas Ahnungsvolles, das überhaupt nicht in wahr oder falsch eingeordnet werden kann. Manches bestätigt sich, anderes nicht. Manches kann man schon deuten, anderes erst im nachhinein erkennen. Manches ist tatsächlich einfach Gespinst der eigenen Seele, anderes ist verbunden mit den größeren Kräften und Entwicklungen.

 

 

 

Odin kommt zur Seherin

 

 

 

 

 

Utiseta - draußen sitzen

 

 

 

war eine meditative Versenkung, die man draußen in der Natur praktizierte, um andere Wesen zu kontaktieren. So saß man etwa längere Zeit versunken auf einem Grabhügel, um einen Toten zu kontaktieren und vielleicht etwas zu fragen oder zu bitten.

 

 

 

 

Das Mühlenlied (Gróttasöngr)

 

 

In Gotland war’s, zu alten Zeiten,

der König Frodi herrschte dort

Er kaufte sich zwei starke Frauen

und Mühle Grotti – die sofort!

 

Menja und Fenja mussten mahlen

fast ohne Ruh von früh bis spät

Nur während eines Liedes Dauer,

da hat das Rad sich nicht gedreht

 

Reichtum, Glanz und Macht und Freude,

das mahlten sie den ganzen Tag

Der König war ein großer Herrscher -

die Arbeit eine große Plag

 

Er konnte nicht mehr innehalten,

er wollte mehr und immer mehr

Noch schneller sollte es sich drehen:

das Mühlrad knirschte bereits sehr

 

Und sie, die vom Geschlecht der Riesen

- zu kämpfen waren sie gewohnt -

des nachts begannen sie zu singen

und mahlten, mahlten, dass sich’s lohnt

 

den ganzen Kummer ihrer Seele,

der floss in ihre Arbeit ein

Die Mühle hörte es und mahlte

die ganzen Herzenswünsche rein:

 

das Unrecht, das sie hier erlitten,

die Habgier, die kein Ende nahm

Sie brauchten nur zu sprechen, bitten -

und die Gerechtigkeit, die kam!

 

Ein Feindesheer, das ist gekommen

und hat den König umgebracht

Die Mühle haben sie genommen

und reiche Beute noch gemacht

 

Auf hoher See befahl der Herrscher

- er wolle Salz, das ohne End -

Da schließlich ist sein Schiff gesunken

Die Mühle, die kein Mensch mehr kennt,

 

die mahlte unverdrossen weiter

dort unten, auf dem Meeresgrund

Bis heute ist sie so am Werke

und salzt die Meere bis zur Stund

 

 

Das magische Grundmotiv der altnordischen Sage Grottasöngr (Grottis Lied) hat sich in einigen Volksmärchen erhalten (Die Mühle, die auf dem Meeresgrund mahlt; Der süße Brei). Dass aber ein ganzes Reich zugrunde gehen kann an der Habgier eines einzigen Herrschers, ist eine Aussage, die sich nur im Original findet. Es spielt im Dänemark zur Zeit des römischen Kaisers Augustus. Auch Frodi galt als ein König, der ein Reich des Friedens und Wohlstandes regierte. Bis ein Seekönig dem ein Ende machte ... .

 

 

 

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© Jürgen Wagner