Natur & Spiritualität Die Liederoase
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Althochdeutsche Segensworte - traditionelle und neue

 

 

Lorscher Bienensegen (pagan)

 

Frija, imbi ist hucze! Nu fluic du, vihu minaz, hera
fridu frono in Frijas munt, heim zi comonne gisunt
Sizi, sizi, bina, inbot dir here Hulla,
hurolob ni habe du, zi holce ni fluc du
Noh du mir nindrinnes, noh du mir nintuuinnest
sizi uilu stillo, vuirki Wodans uuillon.

 

FRIJA, das Bienenvolk schwärmt sehr! Fliegt nun, meine Tierchen, hierher
im göttlichen Frieden, im Schutze sein und kommt gesund doch wieder heim!

Sitze, sitze, Imme, gebietet dir Hullas Stimme
Weggehen darfst du nicht, zum Walde fliege nicht
Du sollst mir nicht entfliehen, sollst dich mir nicht entziehen
Sitze ganz still, wirke WODANS Will‘

 

 

 

 

 


Weingartner Reisesegen (christlich)

 

 

Ic dir nach sihe – ic dir nach sendi
mit minen funf fingirin funvi undi funfzic engili.

Got mit gisundi heim dich gisendi.
Offin si dir diz sigidor, sami si dir diz segildor.
Bislozin si dir diz wagidor, sami si dir diz wafindor.

Segen sî vor dir, Segen sî hindir dir
Segen sî hobi dir vndi nebin dir gidan
Swâ du wonis undi swâ du sîs

 

Ich sehe dir nach. Ich sende dir nach
mit meinen fünf Fingern fünfundfünfzig Engel.
Gott möge dich gesund heimsenden.

Offen sei dir das Tor des Sieges wie das Tor günstiger Segelwinde Verschlossen sei dir das Tor gefährlicher Wogen wie das Tor der Waffen! 

Segen sei vor und Segen sei hinter dir
Segen sei über und neben dir erteilt,
wo du auch wohnst und wo du weilst!

 

 

 

 

 


Friedenssegen

 


Spāti queman heim Odins hraben, mennischeit well al haben
Allfater, filu tiore līdan, Herfater, grōʒe holza brinnan
krieg unde giwalt in manag lant, lug unde roub in manag stant
fridu queme in diu weralt, wīsheit irrihte thār ir zelt

 


Spät kommen heim Odins Raben: die Menschheit, die will alles haben!
Allvater, viele Tiere leiden, Heervater, Feuer sich verbreiten
Krieg und Gewalt in manchem Land, Lug und Raub in manchem Stand
Friede komme in die Welt, die Weisheit schlag da auf ihr Zelt!

 

 

 

 


Wettersegen

 


Donar slafit in sinem gimah, holza thorrēn, Atli irrwah
bodam ist truckan, lant scriat hlut, thonar irrette uns uz der gluot
himil intsloze, gib dinen segan, wolkan irlaret, skenket den regan

 


Donar schläft in seinem Gemach, die Wälder verdorren, Atli erwach!
Der Boden ist trocken, das Land laut ruft, Donner errette uns aus der Glut Himmel, schließ auf, gib deinen Segen, Wolken entleert euch, schenket den Regen!

 

 

 

 


Erdensegen

 

 

Lang, lang fliogent Odins hraben, "waʒ sculên wir Herfater sagēn?
So filu tumbheit, filu leid, uf erdan wont thiu mennischeit“

Thār sprehht Allfater: „thaʒ scol werdan, mit wīsheit segano ih erdan
Segan ubar tior unde wald, scrit hruggi mennisco, fridu weralt 

 

 

Lang, lang flogen Odins Raben „Was sollen wir Heervater sagen?
So viel Dummheit, so viel Leid - der Mensch macht sich auf Erden breit

So spricht Allvater: „Dieses werde! Mit Weisheit segne ich die Erde
Spend' Segen über Tier und Wald, der Mensch ein Schritt zurück alsbald!

 

 

 

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© Jürgen Wagner