Natur & Spiritualität Die Liederoase
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ADVENT - WEIHNACHTEN - RAUHNÄCHTE

 

 

 

Die Wintersonnenwende am 21.12. eines jeden Jahres ist der eigentliche Festtag, die 'Heilige Nacht'. Hier wird das Licht in der tiefsten Nacht neu geboren und ein neuer Jahreszyklus beginnt. Die Christen haben das Fest um 3 Tage nach hinten verlegt und das Licht mit Jesus identifiziert - das er selber aber einem jeden zugesprochen hat (Mt 5/14).

 

Die darauffolgenden 12 Nächte waren seit alters her die 'Rauhnächte' oder 'wihen nachten', die 'Weih-nachten', die geweihten (heiligen) Nächte. Das lebenswichtige Licht war mit der Wintersonnenwende am 21.12. wiedergekehrt und setzte sich nun wieder langsam durch.

 

Nun ist die ‚Zeit zwischen den Jahren‘. Das Sonnenjahr ist mit dem 21.12. zuende gegangen und das Mondjahr läuft noch bis zum 31.12. weiter. Hier steht die Zeit quasi still. Es ist eine leere Zeit - mit allen Herausforderungen und allen Chancen!

 

Mit dem Julfest am 21.12. ruhte traditionell alle Arbeit und aller Streit. Es war die Zeit, wo man ungestört feiern und Gelage abhalten konnte.  Gleichwohl war harte stürmische Winterzeit und am Nachthimmel erschien das Heer Odins und seiner Frau, die auch mit ihrem Gefolge unterwegs war und das Land sichtete. Ihnen stellte man mancherorts kleine Gaben auf einem Tisch ins Freie. In modernen Häusern und in Zeiten des Klimawandels, wo kaum noch Winterstürme um das Haus toben und an den Fenstern rütteln, wird man sich darüber leicht erhaben fühlen. 

 

Die Rauhnächte schienen sehr durchlässig für die andere Welt, bestens geeignet für Vorausschau und Orakel. Doch neben der Stille gab es immer auch ein  ‚Heidenspektakel‘ mit Feiern und lauten Umzügen, mit guten Wünschen und Glückssymbolen, mit denen das neue (Sonnen-) Jahr  begrüßt wurde. So kehrt man heutzutage spätestens an Silvester wieder in das umtriebige und bewegte Leben zurück. Doch die weihnachtliche Zeit der Rauhnächte dauert nach späterer Zählung und Empfindung noch bis Epiphanias am 6. Januar.

 

 

 

Rehe InspiredImages - Pixabay

 

 

 

 

MODRANECHT

 

 

Die tiefste Nacht des Jahres,

das Dunkelste in mir

gebiert ein Licht, ein klares,

ein neues Leben hier

 

Es scheint im Dunkel stille,

bringt Stürme selbst zur Ruh

Dahin, da führt kein Wille, 

ein Sterben braucht's dazu

 

Zu Bethlehem geboren,

zu Jul man isst und trinkt

Die Welt ist nicht verloren,

doch bin ich selbst das Kind!

 

 

Althochdeutsch hieß die heilige Nacht MODRANECHT, die ‚Mutternacht‘. Man meinte die Zeit, wenn das Sonnenkind geboren wird und Licht und Hoffnung zurückkehren. Die Geburt des göttlichen Kindes kannte man von Ägypten (Isis und Horus) bis Griechenland (Kore und Jakchus) und bis in den keltischen Raum.

 

 

 

 

 

 

Zur Heiligen Nacht

 

 

 

Ein Kind ist uns geboren,

ein Töchterlein geschenkt

in einer kleinen Wohnung,

die ziemlich eingeschränkt

 

Ein Retter soll erlösen.

so spricht das alte Wort,

von allem Schlimmen, Bösen,

bereiten jenen Ort,

 

wo Fried und Freude wohnen,

kein Mensch begierig ist

Es soll die Liebe thronen

wie in dem Paradies

 

So machen wir doch uns’ren

wie immer kleinen Ort

zu einem heil’gen Stalle

für Tier und Mensch zum Hort!

 

 

Geburt Christi mit den 3 Astrologen aus Mesopotamien © marcel - Fotolia.com

 

 

 

 

 

 

 

DER STERN

 

 

Mir ist ein Stern erschienen,
der schloss mir auf die Welt,
der öffnete mir Türen,
das weite Himmelszelt,

 

der ließ mich was erkennen,
der Enge mich entflieh'n,
der öffnete mein Herz,
zog mich zu Menschen hin

 

Mir ist, als wenn beim Mahle
erschien der Heil'ge Christ,
zu teilen Dank und Gabe,
zu spüren, wer man ist

 

 

 

Zeichnung © Inge Hoppe-Grabinger

 

 

 

 

Frau Holle und der Blinde

 

 

Es war in jener heil‘gen Zeit,

die rau und kalt und hoch geweiht
Ein blinder Mann kehrt‘ spät nach Haus
Da zog sein Hund und wollt‘ hinaus

 

Er hörte wilde Winde weh’n,
er hob den Kopf, konnt‘ plötzlich seh’n
Ein Schiff vom Himmel kam im Licht
und fuhr, als hätt' es kein Gewicht

 

und schwebte sanft herab zur Erd‘
und landete ganz unversehrt
mit Elfen, Tieren und der Frau.
Der Mann, er wusste schon genau:

 

"Frau Holle, rief er, kann Dich seh’n!
So bitte ich, kann's auch gescheh’n,
dass ich die Welt von neuem schau?"
Es sprach zu ihm die hohe Frau:

 

"Ich geb' Dir heute diese Wahl:
schau Glück und Leid ganz ohne Zahl
ein ganzes langes gutes Jahr -
Du kannst auch, wie heut‘ wunderbar,

 

in dieser Zeit stets bei uns sein".
"Ich nehm‘ das Jahr und gehe heim!"
Er sprach entschlossen und ganz froh
Die Tiere seufzten irgendwo

 

"So werde sehend für die Welt,
doch blind für uns – wie’s Dir gefällt!"
Sie strich mit ihrer sanften Hand
ihm über’s Auge und entschwand

 

Sein Hund, der brachte ihn zur Stadt
Kaum kam er zu dem Haus hinab,
war’n ihm die Augen aufgetan
Doch blieb zurück ein leiser Gram

 

 

Nach einer Sage, die ein wenig an den Adventschoral 'Es kommt ein Schiff geladen', erinnert, in dem Maria den Sohn Gottes auf die Erde bringt (Quelle: Hertha Ohling, Im engsten Ringe: Weg in die Weihnachtszeit, 1943).

 

 

 

 

 

 

Rauhnächte

 

 

Wie rau und eisig weht der Wind
Das Land ist weiß und fest gefroren
Ein neues Jahr, das nun beginnt
und neu das Licht, das uns geboren

 

Im Hause sind wir allermeist
Die Arbeit, die Gedanken ruhen
Wir sind bei uns und unser Geist
gilt dem, was kommt mit leisen Schuhen

 

So warm erleuchtet unser Haus
Der Sinn steht uns nach and'ren Dingen
Wir werden still und schau'n  voraus:
Es möge uns noch was gelingen

 

 

 

 

Der nutzlose Strauch

 

 

 

Es war in den geweihten Nächten,

Frau Holle ging durchs Menschenland

Sie horchte, was die Zeiten brächten,

sie sah auf alles, was sie fand

 

Sie lauschte dem Gesang der Bienen,

der Tiere Atem unter'm Schnee

Sie sah der Menschen stille Mienen

und all der Wesen Glück und Weh

 

Da stand auf der verschneiten Heide

ein kahler, einsam dürrer Strauch

Sie fragte ihn, warum er leide

"Oh Große Mutter, nicht ein Hauch

 

von Sinn und Nutzen wird gefunden

an mir und meiner arm Gestalt

Nicht mal in späten Abenstunden,

wenn draußen alles bitterkalt

 

gebraucht man mich zum Feuern, Heizen!

All Deine Kinder Hasel, Klee,

der Ginster, Flachs und guter Weizen:

sie sind vonnutze! - Mir ist weh!"

 

Die Holle sagt: "So soll's geschehen!

Weil Du den Menschen hold und Freund,

sollst Du als 'Hollerbusch' hier stehen,

der dunkel reift und schneeweiß träumt"

 

Die Menschen holten ihn zurück

an ihre Häuser, in die Gärten

Er schützte, nährte, brachte Glück

und heilte allerlei Beschwerden

 

 

Nach einem deutschen Märchen, überliefert von S. Früh

 

 

 

A Winter Morning

 

 

I open the door and see a white blanket
A bright shining light in every ankle
Snow densely 's falling, the sky is unfold
Nobody's there, who's yet feeling cold

I trudge through the snow and feel a soft wind
The chillness is slowly reaching my skin
Trees are enchanted, my breath is severe
Silence is spread - this is, what I hear

I smell the dry air and run down the lane
The fields around me lie bright and plane
I return to my home, I enter the room
Warmth receives me, disappeared has the gloom

 

 

 

Buchtipp

 

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© Jürgen Wagner