Vögel
Vor 365 Millionen Jahren bildeten einige Tiere des Wassers Füsse aus, mit denen sie auf dem Sumpfboden gehen konnten. irgendwann taten sie den Schritt an Land. Manche blieben - wie die Lurche, Flusspferde, Krokodile - dem Wasser treu, andere überließen sich ganz dem festen Boden unter den Füssen, fanden zu einer rhythmischen Fortbewegung und einer Atmung, die den Sauerstoff nicht mehr aus dem Wasser herausfiltern, sondern direkt der Luft entnehmen konnte.
Einen vergleichbaren riesigen Entwicklungssprung schafften wohl kleine Raubdinosaurier vor ca. 170 Millionen Jahren. Sie eroberten das Luftelement, indem sie sich ihm immer mehr anvertrauten. Dazu mussten sie allerdings ihren Körperbau und die Fortbewegung fast gänzlich umstellen. Aus Schuppen wurden Federn, die Fortpflanzung über das Eierlegen behielten sie bei. Mit Kindern im Bauch zu fliegen wäre auch sehr hinderlich.
Man kann den Vögeln die ekstatische Freude abspüren, die sie beim Fliegen erleben, besonders im Schwarm. Wir Menschen haben ja unseren eigenen Traum vom Fliegen und haben ihn mit Hilfe technischer Hilfsmittel vewirklicht. Schon beim schnellen Laufen oder beim Springen gibt es die Anfänge dieser glückseligen Erfahrungen, wenn man sich etwas von der natürlichen Schwere löst. Die Frage, ob sich die ersten Flieger im Jura aus Bodenläufern oder aus Baumspringern entwickelt haben, ist nicht geklärt.
Die Vögel haben für uns Menschen eine besondere Bedeutung, konkret, aber auch symbolisch. Ihr Luftreich ist analog zu unserem menschlichen Reich des Geistes. Es sind die Erfahrungen der Freiheit, des Sehens im Abstand, auch relativer Sicherheit, die uns hier verbinden. Die Musik ist uns gemeinsam, Lobpreis und Poesie. So wundert es nicht, dass der Vogel auch ein Symbol der Seele und ihrer Reise geworden ist. In Mythen und Märchen können Vögel Begleiter des Menschen sein, Helfer, Überbringer von Botschaften oder eine verwandelte Gestalt.
Das bekannteste Bindeglied zwischen den Reptilien und den Vögeln ist der Archaeopteryx - hier eine Lebend-Rekonstruktion
Manche Vögel haben eine ausgesprochene Schicksalsgeschichte mit dem Menschen, z.B. der RABE. Raben nährten den Propheten Elia, zwei Raben berieten Odin - und dennoch wurde der intelligente, schwarze und krächzende Vogel in Mitteleuropa zum Boten des Todes und fast ausgerottet. Obwohl er ein ausgeprägtes Sozialverhalten hat, gelten nachlässige menschliche Eltern noch heute als 'Rabenväter' oder 'Rabenmütter'. Wir haben auf so manche Tiere Projektionen gelegt, die bei näherem Hinsehen einfach nicht stimmen: die dummen Gänse, das dreckige Schwein, der störrische Esel, der Angsthase, das einfältige Schaf, der verschlagene Wolf u.a.m.
Himmelhoch
Ich sehe Vögel sehr hoch kreisen,
hab keine Worte, das zu preisen
Wie gerne wär' ich mit ihnen dort
und ließ mich tragen fort und fort
Der Adler
Der Sonne so nah ist der Bote des Lichts,
den scharfen Augen entgeht beinah nichts
Im Weltenbaum oben hält er die Wacht
So sei ohne Furcht - nimm dich nur in acht
Der König der Lüfte hat Würde und Kraft,
er kann uns was geben an innerer Macht
Breit aus deine Schwingen, lass die Schwere zurück
Flieg mit ihm im Geiste – hab teil an dem Glück
Über Berge und Täler, Flüsse und Seen,
über Wälder und Wiesen in luftigen Höh’n
genieße die Winde und spüre die Ruh
und lasse dich tragen – welch Freude - juchuh!
Mit ihm diese weiten Kreise zieh’n,
vergessen die irdischen Sorgen und Müh’n,
die Freiheit auskosten, dann zurück auf die Erd‘
und alles ist gut - und nichts ist verkehrt
Der Kondor
Tausende von Kilometer hoch
kreist er über den Anden -
und steckt seinen Kopf tief
in den Kadaver am Boden
Marabu - Maky_Orel Pixabay
Der Waldrapp
Sie brüten
nur in Kolonien
um ihre Jungen großzuzieh'n
Geselligkeit wird großgeschrieben
Zu zweit allein - das wird vermieden!
Hat sich ein Paar am Fels gefunden,
fliegt man herum gar viele Stunden,
verbeugt sich schließlich voreinander:
''chrup chrup!" - so findet man einander!
Der Marabu
Der Marabu, der Marabu,
der schreitet würdig immerzu
Auf hohen Beinen er stelziert,
ich glaube fast, er hat studiert
Schwarzblauer Frack und weiße Beine,
weite Schwingen, Federn feine
Mit rotem Schopf und langem Schnabel,
a0ls stamme er aus einer Fabel
Du siehst ihn steh'n - und du entspannst!
Es ist ein Tier wohl ohne Angst
Es nährt sich gern von totem Getier
und reinigt von Abfall das ganze Revier
Der Marabu ist die größte Storchenart. Sie ist in Afrika und Südostasien verbreitet. Er hat wie die Geier ein schlechtes Image, da er hauptsächlich von Aas lebt und aus hygienischen Gründen keine Kopffedern hat. In manchen Gegenden kommt er bis an die Häuser der Menschen. Wenn er bittet, bekommt er oft auch etwas, denn er beseitigt überall viel Abfall und Kadaver und frißt Schädlinge. Zur Paarungszeit bläht er seinen Kehlsack auf, der eine rötliche Färbung annimmt. Sein gemessenes Schreiten und seine riesige Flügelweite bis zu 3 m machen ihn zu einem sehr individuellen Wesen, dessen Klugheit Jäger erfahren, da er die Schußweite ermessen kann und sich stets jenseits ihrer aufhält.
Der Schopfibis/Waldrapp repräsentierte im Alten Ägypten den Ahnengeist, der nach dem Tode aufsteigt und, wenn er rein ist, als strahlender Stern auch den nächsten Generationen noch helfen kann. Hatte dieser Vogel als Symbol der Geistseele einst höchste Wertschätzung erfahren, wurde er in späteren Zeiten erbarmungslos gejagt. Schon im 17. Jh. verschwand er aus Europa. Heute gehört er mit ein paar wenigen Kolonien weltweit zu den bedrohtesten Tierarten, die hier und da in Zoos anzutreffen sind und versuchsweise ausgewildert werden. Dazu muss dieser Zugvogel aber erst einmal seine Routen ins Winterquartier wieder lernen - was dann ein Leichtflugzeug übernimmt. So wachsen auch innige Bindungen zwischen diesem Vogel und dem Menschen.
Ausgeprägt ist seine Geselligkeit. Er brütet nur in Kolonien, nie als Einzelpaar. Wenn die Vögel dort nach tagelangen Flügen um den Ruhefelsen ihren Partner gefunden haben, werfen Männchen wie Weibchen den Kopf mit aufgestelltem Schopf in den Nacken und verbeugen sich dann unter lauten Chrup Chrup-Rufen voreinander. Dabei wird dem Gegenüber die individuelle Kopfzeichnung präsentiert.
Bussardfeder
Die Feder aus dem Bussardkleid
ich hob sie auf mit Dankbarkeit,
mit Ehrfurcht und mit großem Staunen
Was für ein Glück! hör ich mich raunen
So kraftvoll weich, so strukturiert,
so kunstvoll, braun und weiß verziert
Das ist mir schon ein leises Zeichen
aus höheren und and'ren Reichen
So oft sah ich sie oben kreisen
Mit ihnen ging ich gern auf Reisen
Ein kleiner Gruß ist da gekommen
Ich habe ihren Ruf vernommen
Ich denk an die Schwärme,
die früher hier flogen,
erinner' noch heute
die tanzenden Wogen,
die den Himmel einschwärzten,
Formationen vollbrachten,
die Menschen verzückten,
was immer sie machten
Man spürte das Leben,
Ekstase und Fliegen,
Gemeinschaft und Freiheit,
Intuition und Vergnügen
Mauersegler
Huiiiirhh, huiiiirhh, huiiiirhh
Die Lüfte vibrieren,
sie zelebrieren
Ekstase pur
Srieh, srieh, srieh
Sie schlafen im Fliegen,
sie rasen und stieben
in einer Tour
Sisisisi, sisisisi, sisisisi
Sie reisen nach Süden,
scheinbar ohne Ermüden
mit innerer Uhr
Swii-rii, swii-rii, swii-rii
Sie kehren zurück,
oh welch ein Glück!
Man staune nur
In Mitteleuropa sind Mauersegler relativ häufig anzutreffen, wo sie unter den Dächern hoher Häuser nisten und brüten. Dort haben sie sich der menschlichen Umgebung angepasst. Sie sind an diesen geschützten Orten sehr innig miteinander. In den Wintermonaten fliegen sie um die halbe Welt ins südliche Afrika, wo es dann wieder reichlich Insekten gibt, von denen sie sich ernähren. Mauersegler sind oft monatelang nur in der Luft, schlafen und paaren sich sogar dort. Sie sind extrem an ein Leben in der Luft angepasst und erreichen dort Geschwindigkeiten von über 200 km/h. An Land sind sie eher unbeholfen. Ende April/Anfang Mai kehren sie dann nach Europa zurück an ihre alten Nistplätze. Sie lassen ihre Stimme gerne hören, die sehr hoch ist, aber für den Menschen gut hörbar. Ein junger Mauersegler, der flügge wird, hat nur einen einzigen Flugversuch: bleibt er in der Luft, lebt er, fällt er zu Boden, kann er sich nicht mehr erheben. In Städten wie Bielefeld rückt dann auch schon mal die Feuerwehr an, um ein Mauerseglerkind wieder ins Nest zu setzen und ihm eine zweite Chance zu ermöglichen. (Mauersegler sind nicht mit den Schwalben verwandt, obwohl beide vieles gemeinsam haben).
Gänse
Von Gänsen hielt man lang nicht viel,
sie galten nur als Federvieh,
das sich im Gänsemarsch bewegt
und schnatterte von früh bis spät
‚Die dumme Gans‘, sprach man verächtlich
Solch Überheblichkeit ist schrecklich
Der Weihnachtsbraten, der war fett
und schön lag man im Federbett!
Doch Gänse sind soziale Wesen,
sind mitteilsam immer gewesen
Ein jeder weiß, wer wen wie mag
und Streit gibt es fast jeden Tag
Beziehungen, die kosten Kraft
Und manchmal ist man ganz geschafft
Gehören doch zum Lebenssinn
Kommunikation ist Zugewinn!
So kommt man weit, erreicht man viel
gelangt selbst an das fernste Ziel
Im hohen Zug sieht man sie droben
Die Formation, die muss man loben!
Die Gans, so feinfühlig, so wach,
sie hält fast jeden Eindringling in Schach
Sie ist die beste Wächterin
und wehrbereite Hüterin
Ihr Biss tut weh, ihr Fauchen schreckt
Dies Tier ist ganz schön aufgeweckt
Es warnt vor jeglicher Gefahr
Das wurde schon den Römern klar
Ein reines Tier, so ruhig im Wasser,
hat wenig Feinde, keine Hasser
Ein stolzes Tier, das reckt den Hals
und plustert sich zur Zeit der Balz
Die Gänse sind die Überflieger,
schau’n auf die höchsten Berge nieder
Dem Schrei der Freiheit in den Wolken,
dem Ruf der Sehnsucht mag man folgen
Wildgänse wie die Graugänse sind Zugvögel und die Vorfahren unserer gezähmten Hausgänse. Durch die herrliche V-Formation, wo man sich auch abwechselt, sparen alle Energie - sie ist aerodynamisch leichter zu fliegen als die lose Gruppe. So legen sie (zwei Mal im Jahr) eine bis zu 6000 km lange Strecke zurück.
Die Kohlmeise
Gelb ist der Bauch, blaugrau das Gefieder
Schwarz ein Strich - und hoch ihre Lieder
Hwiezi hwiezi hwiezi tönt es im Garten
Von der häufigsten aller Meisenarten
Traut sich nah an uns Menschen heran
Nistet in Kästen, die Frau mit dem Mann
Bringen bis zu zwölf Junge zur Welt
Was sie vor große Aufgaben stellt
Sammelt Läuse und Raupen von Zweigen
Hungrig die Jungen, kaum zu beschreiben!
Kohlschwarz wird der Kopf - und weiß die Wange
Hoffentlich weilt sie bei uns noch sehr lange
Capri23auto - Pixabay
Die Kohlmeise ist nicht nur die größte und häufigste heimische Meisenart, sondern auch die intelligenteste und anpassungsfähigste. Das geht bis hinein in ihren typischen Gesang, der variiert werden und auch mal Handytöne imitieren kann. Der oft reiche Nachwuchs hat einen Riesenappetit, so dass die Eltern in der Aufzucht pausenlos im Stress und nur noch mit Insektenfang beschäftigt sind. Sie sind dabei selber manchmal magerer sind als ihre Jungen. Gut eine Woche nach dem Schlüpfen öffnen diese ihre Augen und haben dann schon ein Federkleid. Im Winter werden die Meisen gerne auch Vegetarier, suchen die Futterhäuser auf und nähren sich von Nüssen und Kernen.
Kaiserpinguine © Silver/fotolia
Pinguine
Die Leute im schwarz-weißen Frack,
die sind im Wasser schwer auf Zack,
sind pfeilschnell unten auf der Jagd
und doch von Kälte kaum geplagt
Aus Fett und Federn ist ihr Kleid,
das schützt vor kalter Grausamkeit
Sie watscheln sicher über's Eis
in diesem Land so ewig weiss
Steh'n da in großen Kolonien,
um ihren Nachwuchs aufzuzieh’n,
das Ei zu legen, auszubrüten,
das Junge sicher zu behüten
Es bleibt erst mal im Kindergarten
Die Eltern jagen - und sie warten,
bis sie ihr Futter dann bekommen,
denn selbst sind sie noch nicht geschwommen
Ins große Meer wird es bald geh'n,
dann werden sie es selber seh'n
wie's ist, als Vogel dort zu schwimmen,
ein eig'nes Leben zu beginnen
Junge Kaiserpinguine © silver-fotolia
Pinguine gehören zu den erstaunlichsten Vögeln der Erde: sie haben die Evolution quasi rückwärts beschritten und sind auf das Land und wieder ins Wasser zurückgekehrt, an das sie sich herausragend angepasst haben. Und ebenso hervorragend haben sie sich an ein ständiges Leben in eisiger Kälte gewöhnt. Sie verlassen das Wasser nur zum Brüten oder wenn sie in der Mauser sind. Sie haben eine perfekte Stromlinienform, benützen die Flügel als Flossen, die Füße als Ruder. Ihr mehrschichtiges Federkleid liegt über einer 2-3 cm starken Fettschicht, die sie zusammen wie ein Taucheranzug vor dem kalten Wasser schützt. Warum sie zumeist in der kältesten und unwirtlichsten Region der Antarktis leben, mag an den nährstoffreichen kalten Gewässern liegen. Bauchseitig weiß, rückseitig schwarz sind sie ans Wasser optimal angepasst. Sowohl ihre Bewegungsart unter Wasser wie auch ihr Watschelgang an Land ist sehr energiesparend, so dass sie große Entfernungen bewältigen können, auch an Land. Pinguine sind nicht nur im Wasser, sondern auch an Land sehr gesellige Tiere. Insbesondere die Eiablage, Brut und die weitere Aufzucht der Jungen finden bei vielen Arten synchron in großen Brutkolonien statt, die im Extremfall bis zu fünf Millionen Tiere umfassen können. Ihr Aussehen erinnert viele an einen Mann, der schwarzen Frack mit weißem Hemd trägt.
Dass sie uns so nahe sind dürfte auch daran liegen, dass sie eine der wenigen Tierarten sind, die, wie wir, auf zwei Beinen zu gehen vermögen. Sie sind auch die einzige Tierart, die keinen Fluchtinstinkt vor dem Menschen hat.
Durch das Schmelzen des Eises, durch Ölverschmutzungen und Überfischungen sind auch sie im Überleben bedroht.