Natur & Spiritualität Die Liederoase
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Mythische, heilige, markante Bäume

 

 

 

 

 

 

 

In den Mythen der Völker treffen wir auf die grundlegende Bedeutung der Bäume für alles Leben: in den Erzählungen vom Lebensbaum, vom Weltenbaum, von der Weltachse (Irminsul). Auch das Wesen des Menschen als 'animal rationale' wurde mit einem Baum verbunden, dem verführerischen Baum der Erkenntnis. In der germanischen Tradition entstanden Mann und Frau aus Bäumen, aus Esche und Erle.

 

In der Verehrung bestimmter Bäume als 'heilig' würdigte und schützte man ihre Größe und Bedeutung, die in ihrem Alter und ihrer Ausstrahlung liegen konnte oder in ihrer hohen Bedeutung für die Menschen oder auch in ihrer Wesensart. Auch ganze Baumarten wurden durch ihre Eigenart zu so wichtigen Begleitern des Menschen, dass sie sie für sakrosankt erklärten. Wer etwa einen Holunder fällte oder einen Hainbaum, beging ein todeswürdiges Verbrechen.

 

 

 

 

Der Weltenbaum

 


Die Alten hatten einst gefunden:
mit allem sind wir stets verbunden

 

An seinem Ast bin ich ein Blättchen,

an seinem Fuße eins der Mädchen,

 

ein Wasserbrunnen in den Tiefen,
vier Hirsche, die zu ihm hin liefen

 

der Riese mit Naturgewalt.
ein list'ger Zwerg in Kleingestalt.

 

ein Vogel hoch im Himmelreich.
ein Gott, den keiner mehr erreicht

 

Die Schlange auch am Wurzelwerk
und Fäulnis, die man fast nicht merkt

 

In seiner Zeit bin ich ein Stündchen.
von seiner Kraft ein kleines Fünkchen

 

 


Anm.: Der Mythos der Yggdrasil in der isländischen Edda begreift die Welt in dem Bild eines Baumes. Alle Lebewesen sind bei ihm angesiedelt: der Vogel in der Krone, die Menschen, die Tiere, die Riesen, die Zwerge, die Götter. Er ist der erste Baum, der wächst. Alles Leben hängt an ihm und hängt von ihm ab. Manchmal wird er als Esche vorgestellt.  Er hat unglaubliche, fast ‚immergrüne’ Kraft. Aber: er ist auch bedroht von den Hirschen, die seine Triebe und Knospen fressen, Schlangen, die an seinen Wurzeln nagen und Fäulnis am Stamm. Wenn er welkt, naht das Ende.

 

 

 

 

 

Die Heiligtümer unserer Vorfahren

 


Willst du beten, suchst du Rat,
brauchst du Kraft für eine Tat,
fehlt die Vision, ein starker Traum, 
dann geh zu einem alten Baum  

 

Willst du mal wieder freier atmen,
in Liebe sein und neu durchstarten
Brauchst du ganz schlicht mal etwas Raum,
dann setz dich unter einen Baum  

 

Willst du um etwas für dich bitten,
oder für einen, der gelitten 
- Hoffnung hast du wenig, kaum -
 leg Blumen unter einen Baum

 

 

 

 

 

Die Nornen

 


Die Nornen gießen jeden Tag
den Weltenbaum, dass er gedeiht
So gib auch du ganz ohne Frag’
Ihm täglich etwas, das ihn weiht

 

Schöpf selbst aus diesem tiefen Brunnen
der stillen Seele und der Welt
Vielleicht ist morgen was gelungen,
entsteht etwas, was wirklich zählt

 

So wird ER wachsen, sich entfalten
und du mit ihm, auf Deinem Weg
Das Schicksal, das wird sicher walten,
doch hast du es dann mitgeprägt

 

 


Die Nornen sind nach der altisländischen ‚Edda’ drei Frauen, die für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen. Sie symbolisieren die Schicksalsmächte. Sie begießen aus Mimirs Brunnen den Weltenbaum, der für die Welt insgesamt steht - und befördern so den Lauf des Lebens. Selbst der Göttervater Odin musste jeden Morgen zum Rapport bei ihnen antreten. Sie repräsentieren wie all die Symbole einen Aspekt des Lebens und unserer selbst.

 

 

 

 

 

DER GINKGO

 


Man pflanzte ihn als Tempelbaum,
den Ahn uralter Zeiten,
voll Weisheit, Heilkraft, Resistenz
Sogar in uns'ren Breiten

 

grünt er an Straßen, blüht in Parks,
kann 1000 Jahr erreichen
Den Alten gibt er Kraft im Geist,
der Freundschaft Liebeszeichen

 

mit kleinen Fächern eingekerbt.
Und hast du noch Beschwerden,
so hör die Blätter leis im Wind,
die reines Blattgold werden

Ein Baum besiegt die Zeit

 


Der Ginkgo ist ein lebendes Fossil. Er war schon im Erdmittelalter verbreitet vor 250 Millionen Jahren, als die Dinosaurier die Erde bevölkerten. Er starb in den folgenden Eiszeiten weitgehend aus, aber eine Art überlebte: der Ginkgo biloba. In den entlegenen Bergtälern er chinesischen Provinz Sichuan überlebte er. Er wächst heute nur in zwei kleinen chinesischen Provinzen noch wild, wo im Tian Mu Shun-Reservat die ältesten Ginkgos weltweit zu finden sind.

Alle anderen Bäume, selbst die Ginkgo-Veteranen, sind von Menschenhand vermehrt worden. Außerdem findet durch die Vorliebe für männliche Bäume, deren Blüten nicht so unangenehm riechen, eine generative Vermehrung nur noch selten auf natürliche Weise statt. Bis vor ca 30 Millionen Jahren war der Ginkgo auch bei uns in Europa heimisch, wo er vor allem im Gebiet des heutigen Frankfurt vertreten war. Im Londoner Becken bildete er vor 30 Millionen Jahren noch ausgedehnte Wälder. 1727 wurde er wieder nach Europa zurückgebracht, im Botanischen Garten von Utrecht gepflanzt und fand seitdem vor allem in Parkanlagen Verwendung. Sein Name stammt ursprünglich vom chinesischen Wort "ginkyo", das übersetzt Silberaprikose heißt: ein Hinweis auf die silbrig schimmernden Samenanlagen.


Immun gegen viele Weisen der Aggression

Der Ginkgo hat eine hohe Resistenz gegenüber Bakterien, Viren und Krankheiten. Für Pilze und Pflanzenfresser ist er durch einen wachsartigen Stoff und hohen Säuregrad in den Blättern praktisch immun. Selbst die Abgase und Luftverschmutzungen unserer Städte können ihm wenig anhaben. Blätter, Holz und Wurzeln sind für fast alle Insekten mehr oder weniger toxisch. Nur die Jungpflanzen sind sehr empfindlich und gegen Fraßfeinde noch ungeschützt. In Hiroshima hat er sogar die radioaktive Strahlung der Atombombe überlebt.


Berühmte Heilpflanze

Besonders in Südostasien können wir von einem Ginkgo-Kult sprechen. Man pflanzte ihn mit Vorliebe in Tempeln. Er ist als Heilpflanze im asiatischen Lebenskreis so fest verwurzelt wie die Kamille oder der Knoblauch in Europa. Mit der Verbreitung der traditionellen asiatischen Heilmedizin in Europa wurde der Ginkgo zur Entwicklung spezieller Medikamente auch bei uns bedeutsamer. Altersbedingte Gedächtnisschwierigkeiten werden auf diesem Wege gemindert. Auch bei Tinnitus wird Ginkgo eingesetzt.


https://www.ginkgo-ratgeber.info/


Schönheit und Liebe


Aufgrund seiner Stärke und seiner Schönheit erfreut sich der Ginkgo vor allem in Asien seit jeher einer nahezu mythischen Verehrung. Und seit der Moderne ist der Baum auch in Europa in vielerlei Hinsicht von Interesse. Mit seinem Gedicht 'Ginkgo biloba' von 1815 gab ihm Goethe hierzulande die Ehre.

Die Ginkgoblätter, die sich im Laufe von Jahrmillionen von feingabligen, nadelgleichen zu den bekannten zweigeteilten, fächrigen Blättern entwickelten, trugen auch zur Symbolik bei: sie stehen für Yin und Yang, für Harmonie und Ausgleich, für Liebe und Freundschaft.

Ausgestattet mit perfekten Überlebensstrategien, durchpulst von sensibler Kraft und von ästhetischer Schönheit, beeindruckt und fasziniert er weltweit die Menschen. Er inspirierte Schmuckhersteller, Botaniker, Künstler.

 

 


Heilige Bäume

 

 

Heilige Bäume gibt es weltweit wie den Banyanbaum in Asien, die Thuja in Amerika oder den Baobab in Afrika. Es sind Bäume, von denen die Menschen dankbar leben – oder solche, die eine besondere Majestät und Ausstrahlung haben. Vom Holz des Riesen-Lebensbaumes (THUJA PLICATA) fertigten die Indianer einst Kanupaddel, Totempfähle und Haushaltsgeräte; mit der Rinde wurden Häuser gedeckt sowie Seile, Matten und Decken hergestellt. Der ausladende riesige BANYAN- oder BALATEBAUM, eine Ficusart, die über 1000 Jahre alt werden kann, gibt in den tropischen Ländern wohltuenden Schatten, dient als Treffpunkt und wird als beseeltes und bewohntes Wesen geachtet, auch gefürchtet. Unter dem BAOBAB hielt man in Südafrika einst den Ältestenrat ab, dort trafen sich die Medizinmänner, um vom Geist des Baumes beflügelt und in den Entscheidungen unterstützt zu werden. Dazu nutzen die Afrikaner schon seit Jahrhunderten nahezu alle Bestandteile des Affenbrotbaumes. Er gilt ihnen als Garant für Gesundheit und Wohlbefinden. Er ist ihr heiliger Zauber- und Apothekerbaum. Auch er wird mehrere hundert Jahre alt.

Unsere Vorfahren kannten viele heilige Bäume, hatten Haine, sogar heilige Wälder. Das waren ihre Tempel und die Orte regelmäßiger Versammlungen. Dort brachte man Opfer dar, hielt Gericht, versammelte sogar Heere. Die Bäume waren ja mit dem Himmel verbunden, weil sie zum Licht hin wuchsen. D.h., sie waren auch mit der geistig-göttlichen Welt irgendwie verbunden. Allen voran die EICHE, die durch ihren freien und souveränen Stand häufiger den Blitz anzog und mit dem Donnergott in Verbindung gebracht wurde. So ist es vielleicht kein Zufall, dass es gerade eine Eiche war, an der sich ein tiefgehender Wandel hierzulande ankündigte. Als Bonifatius 723 die Donareiche bei Geismar ohne Eingreifen der Götter fällen konnte, war die Kraft der alten Religion gebrochen. Von da an fielen nicht nur Bäume, sondern mit ihnen auch die Vertreter der alten Naturreligion. Die Bäume verloren mit der Zeit ihren göttlichen Nimbus – und waren bald ganz in den Dienst menschlicher Interessen gestellt - bis hin zur heutigen Forstwirtschaft, die erst langsam beginnt, die Bäume als vernetzte, großartige Lebewesen zu verstehen und die Bedürfnisse und Gesetze des Waldes zu achten.

 

Die Lebensbäume unserer Vorfahren waren BIRKE, HOLUNDER, WACHOLDER, APFEL und BUCHE. Die ESCHE war der Weltenbaum, die EIBE der Zauberbaum. Verbindung zur Anderswelt hatten HASEL und EBERESCHE. Die LINDE mit dem Herzblatt war Baum der Liebenden und Heilbaum. WEIDE und ESPE gaben Inspiration, waren aber auch Brücken ins Totenreich. WEISSDORN und HAINBUCHE wurden zur Abgrenzung und Schutz der Anwesen gepflanzt.

 

 

 

Die Eiche

 

Die Eiche nimmt sich in den ersten Jahren ihres Lebens viel viel Zeit zum Wachsen. Erst mit 60 Jahren wird sie geschlechtsreif. Doch dann entfaltet sie ihre Fruchtbarkeit und entwickelt eine ungewöhnliche Stärke und Stabilität. Sie beherbergt wie eine große Mutter hunderte von Arten. Ihre männliche Kraft zeigt sie in einem majestätischen Wuchs, knorriger Schönheit und langer

Lebensfähigkeit. Anders als Buche und Kastanie schützt sie ihre Früchte nicht mit Stacheln, sondern stellt sie ungeschützt in einem Becher frei auf.

 

 

 

Die Eibe

 

Trotz starken Rückgangs durch Abholzung seit dem Mittelalter ist die immergrüne Eibe die älteste Baumart Europas. Sie ist nicht so lichthungrig und akzeptiert auch Schatten, sie ist aber wehrhaft und giftig in allen ihren Teilen – bis auf den roten Samenmantel.  Sie hat eine große Regenerationsfähigkeit, indem Äste, die dem Boden entgegenwachsen, neue Wurzeln schlagen und neue Stämme bilden. So kann sie durchaus mehrere tausend Jahre alt werden. Durch ihr langsames Wachsen bildet sie ein hartes und zähes Holz. Sie galt ebenso als heiliger Lebensbaum wie als Todesbaum.

 

 

 

Die Esche

 

 

Die Esche ist ein sehr vitaler Baum, lichtliebend und lichtdurchlässig. Ihr gewaltiger Stamm ragt oft kerzengerade in die Höhe. In den Höhen spielt sie mit dem Licht, im Erdreich greift sie tief aus mit ihren Senkerwurzeln. Sie bevorzugt feuchte Böden und feuchte Luft und zeigt darin eine größere Nähe zum Wasser. Ihr Holz ist so hart, dass es das Wasser gut abweisen kann, so dass sie auch in feuchter Umgebung nicht fault. Auch sonst vereinigt sie in sich starke Gegensätze: hart und doch elastisch ist ihr Holz, sie ist eindrucksvoll (männlich) aufragend und doch (weiblich) rund in Stamm und Krone. Dieser majestätische Baum war nicht umsonst Repräsentant des Weltenbaumes bei den Germanen und bei den Kelten schnitzten die Druiden aus diesem Holz ihre (Zauber-) Stäbe.

 

 

 

Der Weißdorn

 

 

gilt als Schwelle und Brücke in die Anderswelt. Mit seinen Stacheln ist er sehr abweisend und wurde als Schutzbaum von Anwesen gepflanzt oder seine Zweige als Schutz vor Krankheiten an die Tür gehängt. Das älteste Zeugnis über ihn ist ein hetithisches Gebet (1500 v.Chr.):

»Du bist der Weißdornstrauch; Im Frühling kleidest du dich weiß, zur Zeit der Ernte aber kleidest du dich blutrot. Dem Schaf, das unter dir hinweggeht, rupfst du das Fell. So ziehe auch von diesem Opfer, das durch das Tor [deiner Hecke] geht, Böses, Unreines und den Zorn der Götter weg.«

Seit über 3500 Jahren werden somit am Weißdorn Opfergaben für die Ahnen, Götter und Spirits der Natur dargebracht. Weil er an Beltane erblühte, wurde er auch „Brautkleid der Göttin" genannt und war vor allem der keltischen Lichtgöttin Áine geweiht. Der keltische Magier  Merlin wurde unter einem Weißdorn von der Fee Viviane in Schlaf versetzt, nachdem sie ihm seine Geheimnisse entlockt hatte. Auch Odin stach Brunhilde mit dem Weißdorn, worauf diese in einen Zauberschlaf fiel. Die Pflanze ist ein Schwellenhüter zwischen Dies- und Jenseits, zwischen Wachen und Schlafen. Die Pflanze ist ein wahrer Herzöffner, seine Blätter und Blüten wirken herzstärkend.

 


Die Eberesche (Vogelbeere)
 

Die Eberesche war bei den Germanen dem Gewittergott THOR geweiht. In der Edda wird berichtet, dass sie THOR einmal das Leben rettete. Als dieser bei der Jagd in einen Fluss stürzte und ihm das Wasser bis zum Halse stand, bekam er einen Zweig der Eberesche zu fassen und konnte sich so aus dem tosenden Strom retten. So heißt der Baum in Norwegen auch Thorsbjörg - Thors Begegnung. Sie diente der Einfriedung von heiligen Hainen, Orakel- und Gerichtsplätzen. Die keltischen Druiden sprachen der Eberesche die Kraft zu, vor Unheil und bösem Zauber zu schützen. Deshalb stellten sie  ihre Zauberstäbe aus diesem Holz her. Die Schönheit und Grazie der Eberesche hatte die keltischen Priester inspiriert, sie zum Baum des Lebens zu machen. Sie zählt im Frühjahr zu den ersten sich belaubenden Baumarten und wurde deshalb zum Symbol des Wiedererwachens nach der toten Winterzeit gemacht.

 

 

 

 

 

 

 


Wie der Holunder zu den Menschen kam

 


Es war in den geweihten Nächten
Frau Holle ging durchs Menschenland
Sie horchte, was die Zeiten brächten
Sie sah auf alles, was sie fand

 

Sie lauschte dem Gesang der Bienen
Der Tiere Atem unter'm Schnee
Sie sah der Menschen stille Mienen
Und all der Wesen Glück und Weh

 

Da stand auf der verschneiten Heide
Ein kahler, einsam dürrer Strauch
Sie fragte ihn, warum er leide
'Oh Große Mutter, nicht ein Hauch

 

Von Sinn und Nutzen wird gefunden
An mir und meiner arm Gestalt
Nicht mal in späten Abenstunden,
Wenn draußen alles bitterkalt,

 

Gebraucht man mich zum Feuern, Heizen!
All Deine Kinder Hasel, Klee,
Der Ginster, Flachs und guter Weizen
Sie dienen allen - mir ist weh!'

 

Die Holle sagt: 'so soll's geschehen
Weil Du den Menschen hold und Freund
Sollst Du als 'Hollerbusch' hier stehen
Der dunkel reift und schneeweiß träumt'

 

Die Menschen holten ihn zurück
An ihre Häuser, in die Gärten
Er schützte, nährte, brachte Glück
Und heilte allerlei Beschwerden

 


Der Holunder oder Hollerbusch war der Göttin  geweiht. Man hielt ihn in hohen Ehren, da alles von ihm für den Menschen gut war: Blüten, Blätter, Früchte, Rinde - er war die kleine Hausapotheke früherer Zeiten.

 

 

Bodhi-Baum (Pappelfeige) in Lumbini ©.ziggymars - CanStockPhoto

 

 


Heiliger Baum in Südostasien

 


Mit Fahnen, Bändern, bunt geschmückt
so steht die Feige und entzückt
Betrachter, die von sehr weit fern
hierher gereist, bewundern gern

 

den hochverehrten heil'gen Baum 
und man erinnert sich noch kaum,
dass einst in uns'rem eig'nen Land
man selbst hier Halt und Zuspruch fand

 

Das große Leben zeigt sich hier,
das weiter, älter ist als wir
Da darf man ohne Scheu und Scham 
mal kommen mit dem ganzen Kram,

 

darf etwas äußern, etwas fleh'n
etwas erbitten und versteh'n
Die Antwort kommt und ist schon da,
in jedem krummen Zweig uns nah

 

Schau an die schöpferische Macht,
die sich hier zeigt in ganzer Pracht
Die Bänder wehen leicht im Wind
Wer weiß, wo sich die Lösung find't ...

 

 

 

 

In der Mythologie der Mayas war er die Weltenachse und der Weltenbaum: der Kapokbaum. Er wächst in den Tropen und gehört zu den größten Bäumen des Regenwaldes. Im Alter stützt er sich durch Ausbildung von Brettwurzeln ab. Die Fasern seiner Früchte sind ein ideales Füllmaterial für Kissen und Matratzen.

 

Gerichtseiche bei Holzhausen im Reinhardswald

 

 

 

Die alte Gerichtseiche

 

Einst versammelten daselbst sich Menschen,
Gericht zu halten unter'm Baum,
zu wahren Ordnung und die Grenzen
und nach der Wahrheit auszuschau'n

 

Die Eiche war der stille Zeuge,
ein Weltenbaum und ein Garant,
vor der ich heut' noch mich verbeuge,
die so viel Stürmen widerstand

 

So geht’s dem Recht manchmal auf Erden,

gebeugt, gebrochen steht es da

Doch immer will das Rechte werden

und grünen will Iustitia

 

 

 

 

 

Wächterbäume

 

Hoher Freund, du stehst als Wächter,

steh'st als Hüter an dem Ort,
bist ein Segnender, Gerechter,
bietest Zuflucht manchen dort

 

Du gibst Schutz und spendest Schatten.
Heimatliche Sicherheit,
die wir früher manchmal hatten,
wird hier wieder Wirklichkeit

 

Vögel singen in den Zweigen,
Blätter rauschen sanft im Wind
Menschen fangen an zu schweigen,
können staunen wie ein Kind

 

 

 

Buchtipp

 

 

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© Jürgen Wagner