Amerika
Auch wenn die USA heute ein Land vieler Nationen und Kulturen sind: es war das Land der Indianer, das europäische Einwanderer ihnen entrissen und sich angeeignet haben. 1776 lösten sie sich vom Königreich England und gründeten einen eigenen unabhängigen demokratischen Bundesstaat: die 'Vereinigten Staaten von Amerika'.
Im Land der Rocky Mountains, ein ausgedehntes, 5000 km langes Felsengebirge im Westen der USA
Es soll hier nicht um das faszinierende moderne Amerika gehen, sondern um eine Rückschau auf die traditionellen Wurzeln, die für uns heute wichtiger denn je sind.
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Einer der wohl faszinierendsten Plätze in den USA ist der Yosemite Nationalpark in Kalifornien. Das Gebiet um das Yosemite Valley war ursprünglich von den Ahwahneechee-Indianern bewohnt, die der Region auch ihren Namen gaben. Diese wurden 1851 aus der Region vertrieben und weiße Siedler ließen sich in dem Naturparadies nieder.
“Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehrten. Die Erde ist unsere Mutter. Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne und Töchter der Erde. Denn das wissen wir: die Erde gehört nicht den Menschen – der Mensch gehört zur Erde. Alles ist miteinander verbunden wie das Blut, das eine Familie vereint.”
Woniya wakan
Lasst uns alle hier niedersitzen in der freien Prärie, wo wir keine Straße und keinen Zaun sehen. Setzen wir uns nicht auf eine Decke, unsere Körper sollen den Boden spüren, die Erde, den Widerstand der Stauden, die sich unserer Berührung anpassen. Das Gras soll unsere Matratze sein, damit wir seine Schärfe spüren und seine Weichheit. Lasst uns wie Steine sein, wie Pflanzen und Bäume. Lasst uns Tiere sein, lasst uns denken und fühlen wie sie. Horch auf die Luft! Du kannst sie hören, sie spüren, sie riechen und schmecken. Woniya wakan, die heilige Luft, die alles mit ihrem Atem erneuert. Woniya, woniya wakan: Geist, Leben, Atem, Neuwerdung — das Wort bedeutet all dies. Woniya — wir sitzen nebeneinander, wir berühren uns nicht, aber etwas ist da; wir fühlen, dass etwas in unserer Mitte gegenwärtig ist. Das ist ein guter Anfang, um über die Natur nachzudenken und über sie zu reden. Aber reden wir nicht nur über sie — reden wir mit ihr, sprechen wir mit den Flüssen, den Seen und den Winden wie mit unseren Verwandten.
Lame Deer, 1900-1974, Medizinmann der Sioux
Sei
dankbar den Tieren -
sie sind der Ursprung Deiner Kraft.
"Wie kann ich die Luft, die ich atme, den Boden, über den ich reite, die Blätter eines Baumes, die im Wind rascheln, wie kann ich einen Teil des Windes, einen Teil der Wolken, einen Teil der Erde als etwas erklären, das nur mir allein gehört?"
"Behandele einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen".
Weißt du, dass die Bäume reden?
Ja, sie reden.
Sie sprechen miteinander,
und sie sprechen zu dir,
wenn du zuhörst.
Aber die weißen Menschen
hören nicht zu.
Sie haben es nie der Mühe wert gefunden, uns Indianer anzuhören,
und ich fürchte,
sie werden auf die anderen Stimmen
in der Natur nicht hören.
Ich selbst habe viel von den Bäumen
erfahren:
manchmal etwas über das Wetter, manchmal über Tiere,
manchmal über den Großen Geist.
Tatanga Mani
Tatanga Mani (1871 - 1967), Walking Buffalo, gehörte zum Volk der Stoney in Kanada. Obwohl er als Kind von einem weißen Missionar adoptiert worden war und eine gute Schulausbildung erhalten hatte, vergaß er seine Herkunft nie. Er wurde Häuptling seines Volkes in jener schwierigen Zeit, als die Indianer ihren Lebensraum verloren hatten und mit der Zivilisation der Weißen konfrontiert wurden
Die verrückte und kranke Welt des weißen Mannes
Der Bear Butte - heiliger Berg der Cheyenne wie auch der Sioux, ein Platz der Visionssuche (Süd-Dakota) - Wikimedia Commons
Lebe dein Leben angemessen und respektvoll,
so dass du an seinem Ende sagen kannst,
dass es gut gewesen ist.
Alles, was danach kommt,
wird sich dann schon finden.
Ein Cherokee-Indianer
Visionssuche
Die Visionssuche ist ein Gang in völlige Einsamkeit für längere Zeit ohne Sicherheiten und Nahrung, um in der Abgeschiedenheit und Entbehrung vielleicht etwas zu bekommen, was den eigenen Weg neu bestimmt - oder die Antwort auf eine Frage gibt - oder eine Heilung bewirkt. Er wird meist von einem älteren Menschen aus der Ferne begleitet.
Schwitzhütte in Columbia, 1937
Die Schwitzhütte
In der Schwitzhütte sitzt man in einer mit Wolldecken behangenen Weidenhütte im Kreis auf der Erde. Heiße Steine, die 'Großväter', werden in die Mitte gebracht. Es herrscht eine fast nicht mehr auszuhaltende Hitze. Bei geschlossener Tür werden heilige Lieder gesungen und Gebete gesprochen. Wasser wird auf die glühenden Steine gegossen und Kräuter auf sie gelegt. Es ist dunkel, man ist quasi im Leib der Mutter Erde. So kommt es, an den Grenzen dessen, was man ertragen kann, zu körperlicher und seelischer Reinigung und man ist vorbereitet auf ein Ritual, eine Visionssuche, eine neue Aufgabe, einen neuen Lebensabschnitt.
Der Kreis
Die Macht der Welt wirkt im Kreis
und alles strebt danach, rund zu sein.
So schöpften wir in den alten Tagen Kraft aus dem heiligen Ring des Volkes. Der Kreis der vier Himmelsrichtungen nährte ihn.
Der Osten spendete Frieden und Licht,
der Süden spendete Wärme,
der Westen spendete Regen
und der Norden mit seiner Kälte und dem mächtigen Wind
gab Kraft und Ausdauer.
Alles, was die Macht des Universums tut, vollzieht sich in einem Kreis.
Der Himmel wölbt sich und, wie ich hörte, ist die Erde rund wie eine Kugel und ebenso alle Sterne.
Wenn der Wind seine höchste Macht entfaltet, bildet er Wirbel.
Die Vögel bauen ihre Nester kreisrund.
In einem Kreis geht die Sonne auf und wieder unter.
Der Mond macht es ebenso, und beide sind rund
Selbst die Jahreszeiten bilden in ihrem Wandel einen Kreis
und kehren immer dorthin zurück, wo sie waren.
Eines Menschen Leben ist ein Kreis von Kindheit zu Kindheit,
und so ist es mit allem, darin Kraft sich regt.
Unsere Tipis waren rund wie die Nester der Vögel,
und immer waren sie in einem Kreis aufgestellt, dem Ring des Volkes, einem Nest aus vielen Nestern,
darin wir nach dem Willen des Großen Geistes
unsere Kinder hegen sollten.
Black Elk. Oglala-Sioux, 1863-1950
Die Kinder
“Im Stamm der Lakota war jeder gern bereit, Kinder zu betreuen. Ein Kind gehörte nicht nur einer bestimmten Familie an, sondern der großen Gemeinschaft der Sippe. Sobald es gehen konnte, war es im ganzen Lager daheim, denn jeder fühlte sich als sein Verwandter. Meine Mutter erzählte mir, dass ich als Kind oft von Zelt zu Zelt getragen wurde und sie mich an manchen Tagen nur hie und da zu Gesicht bekam. Niemals sprachen meine Eltern oder Verwandten ein unfreundliches Wort zu mir, und niemals schalten sie mich, wenn ich etwas Falsches getan hatte. Ein Kind zu schlagen, war für einen Lakota eine unvorstellbare Grausamkeit.”
Luther Standing Bear, Häuptling der Oglala-Lakota, 1868–1939
Der Tanz
Man tanzte bei den indianischen Völkern nicht zur geselligen Unterhaltung, sondern zum Beginn der Jagd, einer Jahreszeit, eines Kampfes, zum Dank an die Erde, zur Bitte um Regen, eine gute Ernte, einen Erfolg bei der Jagd. Der Tanz musste nicht um das Feuer sein, aber in der Nacht zündete man ein Feuer an und diese lichtvolle wärmende Mitte bot sich natürlich auch für den Tanz an.
Die Schildkröte und der Frosch
Keha, die Schildkröte,
lebte lange ohne Nöte,
hatte sie seit Jahren doch
ihren Gnaske, einen Frosch
Dieser ist ihr bester Freund,
mit dem sie nächtens auch mal träumt
Sie schwatzt mit ihm tagaus, tagein
am See auf einem großen Stein
Da bricht ein Wetter auf sie nieder
‚Ich werde nass‘, sagt sie, ‚mein Lieber,
und werde mich hier noch erkälten!
Das geschieht zwar ziemlich selten,
doch möcht' ich heute sicher geh‘n:
lass uns ganz schnell von dannen geh‘n!‘
Bevor sie wurden nass und nasser,
da sprangen beide in das Wasser
Nach einem Märchen der Prärie-Indianer:
'Die kürzeste Geschichte, die je erzählt worden ist'
Joshua Tree Nationalpark, Kalifornien
Mojave Desert
Rocks laying around
Big toys giants have played with
Rest in their shadow
Ein Powwow ist ein Treffen nordamerikanischer Indianer um gemeinsam zu tanzen, zu singen, Kontakte zu knüpfen und die Kultur zu ehren. Sie sind heute der in der Öffentlichkeit deutlichste Ausdruck der nordamerikanischen Indianerkulturen.
Der moderne Traum
Wir sitzen nicht mehr auf dem
Boden,
wir träumen nicht mehr mit dem Fluss
Wir wollen keine Leiden, Schmerzen
'Glücklich sein' ist unser Muss
Wir sehen kaum den Sternenhimmel,
wir kennen keine Kräuter mehr
Wir umarmen keine Bäume
und finden unser Leben schwer
Wir geh'n auf keinen Berg zum
Beten,
wir nähen uns kein eig'nes Kleid
Wir leben wenig miteinander
und haben selten einmal Zeit
Wir schwimmen nicht mehr in den
Seen,
begegnen selten nur den Tier'n
Wir legen uns auf keine Wiese
und fürchten uns vor dem Verlier'n
Wir hör'n den Lärm, doch nicht die
Stille,
wir seh'n Plakate, nicht den Stein
Wir geh'n auf Asphalt, nicht auf Erde
und leiden unter Seelenpein
Wir sitzen w i e d e r auf dem Boden
Wir träumen w i e d e r mit dem Fluss
Wir tanzen mit den starken Winden
Natürlichkeit ist unser Muss!
Montana
Als du geboren wurdest, weintest du
und die Welt freute sich.
Lebe dein Leben so, damit wenn du stirbst,
die Welt weint und du dich freust.
Weisheit der Cherokee
Buchtipp: